Eine Glosse von Iris Hellmuth

In diesen Tagen möchte man jedem Hamburger empfehlen, nach Island zu reisen. Zu diesem sympathischen Volk, das, man erinnert sich gern, den Nobelpreisträger Laxness gebar und ein beschauliches Auskommen im Fischerei- und Walfangwesen pflegte, was imagemäßig so lange gut ging, bis Greenpeace sich gründete. Genervt verließen einige Jungfischer die Insel, studierten BWL, kehrten heim und stürzten die heimische Wirtschaft in einen Bankrott, von dem sich die Insel bis heute nicht erholt hat (wofür sich dann nicht einmal mehr Greenpeace interessierte).

Die Isländer nahmen diese Entwicklung - wie auch sonst - mit Humor. Sie wählten einen Komiker zum Bürgermeister ihrer Hauptstadt, und die Schauspieler der Insel verlasen den Untersuchungsbericht zum Staatsbankrott auf der größten Bühne des Landes. Jede Vorstellung war ausverkauft - ein ganzes Land stand hinter den Künstlern. Denn wer hatte es eigentlich in der Welt berühmt gemacht? Greenpeace und ein paar Harpunen? Die Banker und ihre Renditeversprechen? Nein, es waren Halldór Laxness, Björk und ein mutiger Bürgermeister namens Jón Gnarr.

Was das alles mit Hamburg zu tun hat? Nun, auch hier könnte man doch einmal das volle Programm verlesen. Das der Sparbeschlüsse nämlich, das ist Tragödie genug, und alle Hamburger dazu einladen. Ich bin das Schauspielhaus, steht auf den Buttons, den so viele Hamburger derzeit an ihren Jacken tragen, vor einem Jahr war es der Slogan "Komm in die Gänge". Auch der so wahr wie der jetzige, weil Hamburg Kultur ist und die Kultur nichts als - wir alle.