Supertramp spielt in der O2 World eine Greatest-Hits-Show, die von coolem Groove und knackigen Bläsersätzen lebt

Hamburg. Ein Blick ins nicht lückenlos besetzte Rund der O2 World verrät: Man ist mit restbrünettem Haupthaar und modischer Gleitsichtbrille nicht der einzige alte Mann im Saal. Supertramp sind seit weit mehr als 40 Jahren im Geschäft, und manch einer im Publikum wünscht sich von Tastenirrwisch und Band-Gründer Rick Davies, Jahrgang 1944, und seiner achtköpfigen Truppe für zwei Stunden den Soundtrack seiner Schulzeit zurück: "Give a little bit", "Dreamer" und "It's raining again".

Punkt 20 Uhr geht's los, ein wenig unterkühlt, aber mit glasklarem Sound, und nach einer halben Stunde, mit "Breakfast in America", ist das Eis gebrochen: Das Publikum klatscht fleißig in die Hände - kein Wunder bei dem coolen Groove und den knackigen Bläsersätzen. John Halliwell, 65, ebenso wie Schlagzeuger Bob Siebenberg und Bassist Cliff Hugo auch schon länger dabei, sorgt mit Klarinette und Saxofon für den charakteristischen Supertramp-Sound.

"Ich bin ein Wiesbadener", bekennt Halliwell in astreinem Deutsch, und sogar ein durchaus kompliziertes Wort wie "Aprikosentorte" kommt ihm akzentfrei über die Lippen.

Zu "Rudy" laufen auf einer Leinwand Bilder einer Eisenbahnfahrt mit Blick auf die Schienen: mal starre, mal schlingernde Bänder. Immer schneller wird die Fahrt, immer schneller wird die gut eingespielte Band.

Davies sorgt mit einem minutenlangen, irrwitzig swingenden Klaviersolo für staunendes Kopfschütteln, und spätestens bei "Take the long way home" hält es die Leute nicht mehr auf den Sitzen. Wer kam bloß auf die Idee, das Parkett zu bestuhlen?

Bob Siebenbergs Sohn Jessie macht mit seinem gelegentlichen Gesang Roger Hodgson vergessen, das ist die größte Überraschung - und dann leitet Davies mit dem typischen Wurlitzer-Sound den "Logical Song" ein. Zum wuchtigen "School" verrenkte man schon in der Alternativdisco des Jugendzentrums die Glieder, und schließlich geht das Konzert mit dem epischen, von einem psychedelischen Klavierthema geprägten "Crime of the Century" nach satten zwei Stunden zu Ende.

"Die sind gut in Form", meint Sitznachbar Horst Liebenau, mit seinen 49 Jahren nur noch knapp zur Zielgruppe gehörend.

Behaupte bloß noch einer, alte Männer hätten nichts los.