Marc von Henning inszenierte “Silly Old Fools“ im Malersaal

Hamburg. Was wäre, wenn ...? Diese Frage soll man zwar nicht stellen, denn ändern wird sie nichts. Aber: Was wäre gewesen, wenn das Schauspielhaus öfter Aufführungen wie "Silly Old Fools" gezeigt hätte, eine Inszenierung, wie sie Marc von Henning im Malersaal herausbrachte? Einfach mal einen mühelos tollen Abend: lustig, nachdenklich, unterhaltsam, mit glänzend aufgelegten Schauspielern und vielen guten Beobachtungen dazu, wie wir mit alten Menschen umgehen. Einfach mal das tun, was Schauspieler, Regisseure und das Theater am besten können: die Welt anhalten und losspielen.

Mehr davon auf der kleinen Bühne und viel mehr so zeitnah Tragikomisches, so souverän Profihaftes auf der großen Bühne und möglicherweise hätte es die unsäglichen Sparauflagen, die nun das Schauspielhaus bedrohen, gar nicht gegeben.

Samuel Weiss und Hedi Kriegeskotte betreten die Bühne, im Hintergrund ein grauer Vorhang und zwei Plastiktopfpflanzen (Bühne und Kostüme: Jörg Kiefel). Schmierig grinsend wie ein Vertreter erklärt Weiss, dass er Hausvater eines Altenheims ist, das er zynisch "Die zweite Kindheit" nennt und in dem er den Bewohnern "Ablenkung von ihren Miseren" bietet. Assistiert von Schwester Raphaela, der Hedi Kriegeskotte eine schamlose Aufsteigermentalität verleiht, gepaart mit ebenso schamloser Verachtung und freundlicher Brutalität gegenüber den Alten. Die wiederum (gespielt von Jürgen Uter, Michael Prelle, Irene Kugler, Katharina Schmidt und Sören Wunderlich) bieten so ziemlich alle Senioren-Malaisen auf.

Wenn Ron kaum gehen kann, aber Sarah und Gloria ebenso gerne betatscht wie beklaut, wenn George nur noch ganz selten spricht, dann aber Unflätiges, wenn Gloria nicht mal mehr mit Rollator ganz folgen kann und alle im trostlosen Unterhaltungsspiel auf Bombenstimmung machen sollen, dann ist das manchmal so lustig wie einst im Thalia Vista Social Club. Doch auch erschreckend ernst, weil der unmenschliche Umgang mit Alten deutlich wird.

Während es bei den Alten zuckt und zwickt, hört man ihren Gedanken zu, die sich um ihr Leben drehen, wie es einmal war. Man sieht ihr jüngeres Ich tanzen, man hört, wie sie verliebt waren. Sie alle hatten ein ganz normales Leben wie wir. Traurig, wenn es so endet, auf der gesellschaftlichen Resterampe, in sozialer Vereinsamung. Bryan Johnson, Autor des Stücks, nahm sich 1973 mit 40 Jahren das Leben. Regisseur von Henning und sein bejubeltes Ensemble haben aus dem eher schweren Thema einen wunderbar leichten, vergnüglichen Abend gemacht.

Nächste Vorstellung: 1. Oktober, 19 Uhr