Schon dieser Blick wie Stahl unter dem kahlen Schädel zeigt den Kämpfer. Eine Wut auf die Schieflage der Verhältnisse. Volker Lösch ist kein Wohlfühlregisseur. Mit seinem Theater will er Skandalöses aufdecken - und scheut dafür auch vor Skandalen nicht zurück. Indem er Arbeitslosenchöre aufmarschieren und Listen mit den Namen der wohlhabendsten Hamburger verlesen lässt, zielt er auf den politisch denkenden Bürger und sein Gewissen. Oft provokant. Für viele zu plakativ.

Wann der 47-Jährige so stark politisiert wurde, kann er nicht mehr sagen. Geboren in Worms, aufgewachsen in Montevideo als Sohn eines Deutschlehrers, fand Volker Lösch auf Umwegen ans Theater. Er fuhr zur See und studierte Ozeanografie, bevor er sich in Hamburg und Kiel zum Schauspieler ausbilden ließ. Ein "unbedingter Wille zu gestalten" und die Empörung darüber, sich in "inhaltsleeren Nicht-Konzepten" anderer Regisseure wiederzufinden, brachten ihn ans Regiepult.

Seit fünf Jahren arbeitet der Regiestar im Leitungsteam des Schauspiels Stuttgart. Hier lebt seine Familie, und hier geht der Polit-Regisseur Lösch gemeinsam mit dem Schauspieler Walter Sittler gegen den Bahnhofsumbau Stuttgart 21 auf die Barrikaden. Auf seine Weise. Mit einer täglichen Lärmaktion - und mit einem Bürgerchor. Denn wie schon im antiken Drama zählt für Volker Lösch vor allem eines: die Stimme des Volkes.