Ein Kommentar von Maike Schiller

Fast klingt es zynisch - oder ist es nur unbedarft, wenn der Kultursenator (der doch eigentlich auch Partner der Künstler seiner Stadt sein sollte) sagt, er habe den Eindruck, dass "Kreative nicht nur auf die Bequemlichkeit gucken"? Ist es ihm und dem Bürgermeister am Schauspielhaus oder an den Privattheatern bislang etwa zu bequem zugegangen? Muss man Künstlern gelegentlich die Planungssicherheit nehmen, um sie zur Kreativität anzustacheln? Ist das gemeint?

Anders ist jedenfalls kaum nachvollziehbar, warum man angeblich mehr Geld im Topf hat als vorher, aber trotzdem derart heftige Einschnitte vornimmt - als glaube man selbst nicht ganz an die Idee der Kulturtaxe.

Nicht reflexhaft Dinge weiterlaufen zu lassen, nur weil sie schon immer so waren, das mag ja kein verkehrter Gedanke sein. Einerseits. Einem Schiff aber, das derzeit ohne Kapitän auf hoher See navigieren muss, auch noch die Hälfte des Treibstoffes zu nehmen, ist schon eine besonders perfide Art der Umverteilung. Zumal sie in diesem Fall mehrfach die Falschen trifft: Wenn dem Schauspielhaus die Mittel so drastisch gekürzt werden, muss es damit ebenso drastisch umgehen. Ausgerechnet das Junge Schauspielhaus, eine ausgesprochen erfolgreiche Sparte, schließen zu müssen, trifft aber ausgerechnet den von Stuths Vorgängerin so systematisch ausgebauten Bereich Kinder- und Jugendkultur. Wer kann das wollen?

Und wer wollte ein Theater übernehmen, das die Politik zum Sinken verurteilt hat - so findet man keinen starken Intendanten, der innovatives, inhaltlich kluges, berauschendes Theater machen will und soll. Aber suchen will man ja offenbar auch gar nicht. Dumm nur, dass derjenige, der im Moment der einzige Kandidat für die Generalintendanz wäre, nämlich Thalia-Intendant Joachim Lux, das für eine ausgemachte Schnapsidee hält und lieber solidarisch mitprotestiert.

Nein, all diese Entscheidungen werden nicht dazu beitragen, dass die Entscheider es in nächster Zeit besonders gemütlich haben werden.