Am Schauspielhaus wird auch künstlerisch protestiert

Hamburg. Es tut gut, sich bei all dem Sparelend zwischendurch mit der Kunst zu befassen. Zumal, wenn sie so erfreulich gelingt wie die Uraufführung von Oliver Klucks "Warteraum Zukunft" im Rangfoyer des Schauspielhauses. Als Epilog marschieren die Schauspieler Markus John, Julia Nachtmann, Jana Schulz und Daniel Wahl auf und zeigen sich entschlossen, ihren Spielauftrag weiter zu erfüllen.

Irgendwie passt es, dass das Stück "Warteraum Zukunft" heißt, klug und mit Sprachwitz das Elend eines aufstrebenden Jungingenieurs beleuchtet, der zwischen Routine und obszön agierenden Vorgesetzten zerrieben wird. Immer wieder platzieren die in der Regie von Alice Buddeberg mit fantasievollem Spiel glänzenden Darsteller Daniel Fries, Ute Hannig und Martin Wißner Anspielungen zur aktuellen Lage.

"... Das Schauspielhaus in ein Einkaufszentrum zu verwandeln ...", murmelt etwa Ute Hannig, weiß geschminkt in grauer Angestelltenklamotte als improvisierte Radiomaschine. Kluck erhielt für sein gesellschaftliche Mechanismen entlarvendes Stück den diesjährigen Kleist-Förderpreis für junge Dramatik. Sichtlich bewegt verliest Interimsintendant Jack Kurfess im Anschluss eine Stellungnahme. "Mit der Kürzung von 1,2 Millionen Euro für das ohnehin schon unterfinanzierte Haus verhindert die Kulturbehörde den Erfolg bei der Suche nach einem ernst zu nehmenden Intendanten. Die Zukunft des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg ist gefährdet: Das ist der Anfang vom Ende." Das bedeute das Aus für die kleineren Spielstätten und für die Sparte Junges Schauspielhaus.

In einer ersten Reaktion zeigt sich auch Thalia-Intendant Joachim Lux entsetzt. "Sie haben nicht nur unser Mitgefühl, sondern auch unsere Solidarität." Lux bewies Letztere gestern, als er bei einer Kundgebung vor dem Schauspielhaus zum Megaphon griff und den Kollegen Unterstützung zusicherte. Das Thema Generalintendanz ist indes nicht vom Tisch. "Herr Ahlhaus zeigt, dass er immer noch nichts vom Theater verstanden hat", kommentierte Jack Kurfess und bot zur Erläuterung einen runden Tisch mit Thalia-Theater und Oper an.