Eine Glosse von Tino Lange

Auch wenn beim Lesen der britischen Boulevard-Presse ein anderer Eindruck entsteht: Jenseits des Ärmelkanals legt man noch hohen Wert auf Traditionen, stilvollen Umgang und gepflegtes, diskretes Beisammensein.

Ein berühmtes Relikt aus alten Empire-Zeiten ist zum Beispiel die ehrwürdige Oxford Union, eine bereits 1823 gegründete Debattiergesellschaft nicht nur für die Studenten und Absolventen der renommierten Universität Oxford, sondern auch für äußerst hochrangige Persönlichkeiten der (Zeit-)Geschichte. Der einstige Premierminister Harold Macmillan nannte die Union die "letzte Bastion der freien Rede im Westen". Winston Churchill, Ronald Reagan, Albert Einstein, der Dalai Lama und Mutter Teresa genossen dort ausführliche Diskussionen über Gott und die Welt.

Nun aber ist der Geist der Oxford Union laut "Daily Telegraph" einem namentlich nicht genannten älteren Mitglied doch etwas zu liberal geworden. Stein der Anstößigkeit ist ein Rabattprogramm: Mit einer Mitgliedskarte der Union gibt es Preisnachlässe in vielen Einkaufsgeschäften, Bars und Restaurants - aber auch in der örtlichen "Adult World"-Filiale, einer Ladenkette für Freunde und Freundinnen von Erwachsenenspielzeug und Filmen, in denen am Ende nicht geheiratet wird. Und das passe nun wirklich nicht zum öffentlichen Bild der Oxford Union.

Von wem aber stammen diese Bedenken? Unter den zahlreichen Rednern des Debattierklubs war zumindest eine weltberühmte Kultur-Persönlichkeit, die lieber 20 Prozent auf Tiernahrung bekommen hätte: Kermit der Frosch.