Die kanadische Retro-Band Black Mountain rüttelte mit minutenlangen Gitarren- und Synthesizerorgien am Fundament des Gruenspans.

Hamburg. Nichts gegen das Gruenspan: Das alte Gemäuer an der Großen Freiheit ist schließlich seit 1968 offen für alles, das rockt, und passt also gut zu einer 70er-Retro-Band wie Black Mountain. Für das kanadische Quintett aus Vancouver war das Gruenspan am Dienstag aber ein paar Nummern zu groß, nur knapp 300 Besucher verliefen sich im mit Vorhängen schon halbierten Saal. 2006 spielte Black Mountain noch im Knust, im Jahr davor im Molotow - das Molo, seit zwei Jahrzehnten Heimat der "Flower Power Space Rock"-Party, wäre eine tolle Alternative gewesen.

Denn Flower-Power-Space-Rock ist der beste Begriff, um die 90 Minuten im Gruenspan in Worte zu fassen. "Wilderness Heart" und "Old Fangs" ließen zu Beginn erst mal die Haare der Gäste wehen. Brettharte Riffs, wie sie nur aus einer Gibson SG kommen können, sorgten zusammen mit der dröhnenden Hammondorgel, angezerrtem Bass und bollernden Drums für so manchen neuen Haarriss im Putz. Entsprechend schwer hatte es das Frontduo Matt Camirand und Amber Webber, seine Gesangsharmonien ebenso ansprechend zu entfalten wie auf den Studioalben.

Vor allem für vergleichsweise kompakte Rocker wie "Rollercoaster", "Stormy High", das exzellent komponierte "The Hair Song" und die finale Zugabe "Don't Run Our Hearts Out" gab es verdienten Applaus, auch weil sie die nach minutenlangen Gitarren- und Synthesizerorgien verschlammten Gehörgänge wie Domestos freispülten.

Black Mountain ist eine Band, die gefällt, auch wenn die Songs auf den Tonträgern differenzierter klingen als beim Live-Konzert. Ein Gast kaufte am Fanartikelstand gleich alle drei Studioalben auf Vinyl. Und auf CD. Aber die ist ja auch schon retro.