"Also, es fängt damit an", hat Rainald Goetz unter eines der frühen Fotos geschrieben, die er in seinem Band "elfter september 2010" versammelt; es zeigt Christian Kracht und Begleitung, und mit dem Satz zitiert Goetz einen Romananfang des Schriftstellers. Aber, potz Blitz, warum schauen die Fotoobjekte denn so erschrocken? Ist doch nur Rainald, der Sammler. Wer wissen will, wie es in den vergangenen Jahren um die Berliner Republik bestellt war, der musste nur Goetz lesen, der sich als Kommentator und glänzender Beobachter mit seinen Bloggs/Büchern "Klage" und "loslabern" profilierte.

Da scheint es ganz egal, dass sich der Autor, der es zurzeit aufgegeben hat, Romane zu schreiben, sogar ganz aus der Sprache des geschriebenen Wortes zurückzieht. Sein Fotobuch (in Schwarzweiß) berichtet vom Ausgeh-, Kunst- und Politikleben des Landes, wir sehen Plätze, Baustellen, Klubs und Rudelbildungen im Bundestag: Wir sind in Berlin. Und blicken vor allem in Gesichter, meistens sind sie fröhlich, gerne gehören sie Westbam, Schröder, Richter und den Nachtgestalten aus der Berliner Literatengang. Auf einem Foto auch zu sehen: Kamerun und Schamoni von der Hamburger Delegation.

Rainald Goetz: "elfter september 2010" . Suhrkamp-Verlag. 224 S., 34,90 Euro