Artfinder Galerie. Der Raum ist karg, aber nicht karg genug, um den Blick von ihm abzuwenden. Irgendetwas irritiert an dem Fenster mit Ausblick auf Landschaft mit Betonhaus. An zwei leeren Sesseln, die sich hinfläzen, als hätten sie die Rollen mit ihren Nutzern vertauscht. Genau besehen aber stößt man sich an der spröden Materialität dieses Raumes. An dem improvisierten Heizkörper, an einem Schrank, der wie aus Pappe gemacht scheint. Zweifellos: Das hier ist ein Modell von unergründlichen Dimensionen, so wie es auf dem Bild wiedergegeben ist. Ist es klein, ist es groß? Man weiß es nicht.

Alexandra Ranner spielt mit Fragen wie diesen, indem sie ihre Raum-Modelle nur sehr selten zeigt, sie stattdessen ablichtet, als wären es reale Räume. Oder sind es innere Räume, die nur real scheinen? Traumgebilde aus großen Fenstern, die den Blick aufs Meer mit sinkendem Schiff freigeben. Räume mit Betten samt Decken, als wären Menschen darin eingewickelt. Mit Wänden, die spiegeln, aber in Wirklichkeit - welche Wirklichkeit eigentlich? - wiederum Raum sind. Sind es traumatische Räume, gefüllt mit Leere, fahlem Licht, Kälte und unerträglicher Stille?

Ein Video von Alexandra Ranner, die ihre Arbeiten in der Galerie Artfinder ausstellt, legt Fragen wie diese nah. Da lauscht ein Mann in die Stille, um wiederholt Ruhe zu befehlen. Doch wo nichts lärmt, wird Stille nicht einkehren. Die Räume verharren in geheimnisvoller Regungslosigkeit. Sie treiben ihr böses Spiel mit Suspense und Erwartung, mit der Melancholie der Räume eines Edward Hopper.

Genau genommen aber sind Alexandra Ranners Räume Skulpturen, Gebilde aus einfachsten Materialien, die im inszenierten Zwielicht der Fotografie ihre enigmatisch-theatralische Wirkung entfalten.

Artfinder Galerie zeigt bis 23.10. Alexandra Ranner: "Nebenmeer", Mi-Fr 12.00-18.00, Sa 12.00-15.00, Fleetinsel, Admiralitätstraße 71 (S Stadthausbrücke, U Rödingsmarkt), Infos unter www.artfinder.de