Vor 40 Jahren wurde die Hamburger Akademie für Publizistik gegründet, inzwischen lehrt man dort auch crossmedial.

Hamburg. Wenn es in der Akademie für Publizistik jemanden gibt, der die Kontinuität dieser Hamburger Institution verkörpert, ist es Jochen Blume. Der Starfotograf, dessen Fotos die Titelseiten von "Stern" und "Bild" zierten, unterrichtete schon Anfang der 1970er-Jahre in der Akademie. Besucht man die Akademiedirektorin Annette Hillebrand, fallen einem Blumes Bilder auf, die an den Wänden hängen: Sie zeigen Willy Brandt, damals noch Regierender Bürgermeister von Berlin, am Tag des Mauerbaus am Checkpoint Charlie oder John F. Kennedy kurz vor seiner "Ich bin ein Berliner"-Rede.

Das sind mehr als Erinnerungen. Blume, mittlerweile 85 Jahre alt, unterrichtet immer noch an der Akademie, die am Montag ihr 40-jähriges Bestehen in der Bucerius Law School feiert. Wie vor 40 Jahren hat sie sich sowohl der Ausbildung als auch der Fortbildung von Journalisten verschrieben. Zu ihren Absolventen zählen beispielsweise die Moderatoren Gabi Bauer und Markus Lanz, der Schriftsteller Christian Kracht und die Chefredakteure Ines Pohl ("Taz") und Manfred von Thien ("Lübecker Nachrichten").

Als die Akademie für Publizistik 1970 ihre Pforten öffnete, konnte man sich dort in Print, Fernseh- und Hörfunkjournalismus ausbilden lassen. Vergleichbares bot damals nur die Deutsche Journalistenschule in München, die aber keine Weiterbildung im Programm hatte. Journalistenschulen wie die Axel-Springer-Akademie und die Henri-Nannen-Schule von Gruner + Jahr existierten noch nicht.

Es war eine Runde von sechs Herren, die sich 1968 auf Anregung des Deutschen Journalistenverbandes und der Berufsvereinigung Hamburger Journalisten im Ratsweinkeller traf, um die Möglichkeiten einer Akademie-Gründung auszuloten. Eine einheitliche Ausbildung von Volontären gab es damals noch nicht. Knapp zwei Jahre später nahm dann die Akademie in den Räumen der ehemaligen preußischen Gesandtschaft an der Außenalster ihre Arbeit auf. Ihr erster Direktor war der ehemalige Lokalchef der "Hamburger Morgenpost" Kurt Marschmann.

Längst ist die Akademie in ein großes Stadthaus in der Warburgstraße umgezogen. Sie nutzt fast das komplette Gebäude: Im Souterrain und im Erdgeschoss finden sich Seminar- und Arbeitsräume. Im ersten Stock sitzt die Verwaltung. Ein Hörfunk- und Fernsehstudio sind im zweiten Stock untergebracht. Und unterm Dach gibt es Apartments für auswärtige Kursteilnehmer. Nur den dritten Stock hat die Akademie an das Hans-Bredow-Institut untervermietet.

Seit Januar kommen die Kursteilnehmer in den Genuss einer Crossmedia-Ausbildung . Sie werden am PC und am Laptop - ob im Schreiben, in der Videotechnik oder in der Online-Recherche - in allen Medientechniken fit gemacht. Die Modernisierung ihrer Ausstattung hat sich die von Verlagen, Sendern und der Stadt getragene Akademie 90 000 Euro kosten lassen. Eine notwendige Investition: Für Journalisten, die im Internetzeitalter zurechtkommen wollen, ist eine crossmediale Ausbildung unerlässlich.

Mehr als 26 000 Absolventen hat die Akademie hervorgebracht. 280 Volontäre bildet sie jährlich aus. Ihr Schwerpunkt liegt aber mittlerweile auf der Weiterbildung: 700 Redakteure lassen sich jedes Jahr in der Hamburger Publizistenschmiede schulen.

"Die bei uns ausgebildeten Volontäre sorgen dafür, dass die Akademie bei Redakteuren, die sich weiterbilden wollen, als gute Adresse gilt", sagt Direktorin Hillebrand. Zudem ist der Bedarf an Weiterbildung gerade im Journalismus gewaltig. Wohl kaum ein Beruf hat sich durch die digitale Revolution so verändert wie der des Redakteurs. Hillebrand fordert von Verlagen und Sendern eine Selbstverpflichtung zur jährlichen Weiterbildung ihrer Redakteure.

Womöglich werden sie dazu irgendwann nicht einmal mehr nach Hamburg kommen müssen: Mit Interesse verfolgt Hillebrand die Entwicklung von Webseminaren an der Journalistenakademie Poynter Institute im amerikanischen St. Petersburg. Diese Online-Seminare könnten es Kursteilnehmern ermöglichen, von der Redaktion aus via PC-Terminal an Kursen der Hamburger Akademie teilzunehmen.

Vorerst konzentriert sich die Direktorin aber auf die Vorbereitung der großen Jubiläumsfeier am Montag. Der Dozent und Fotograf Jochen Blume will übrigens auch kommen.