Das Duett Isobel Campbell & Mark Lanegan begeisterte beim Konzert in der Fabrik

Hamburg. Eigentlich hatte der großartige US-Songschreiber Mark Lanegan in den letzten 30 Jahren mehr als genug zu tun. Er spielte bei den Screaming Trees, Queens Of The Stone Age, Gutter Twins, Soulsavers und Twilight Singers - und natürlich mit der schottischen Sängerin Isobel Campbell. Irgendwann zwischendurch muss er aber auch als Straßenkehrmaschine gearbeitet haben.

Denn wie bekommt man so eine Stimme, wenn man nicht über den Asphalt kriecht und alles schluckt, was einem begegnet: Kiesel, Radkappen, plattgefahrene Igel, Akkuschrauber - ein Organ wie der Handkarren eines Trödelsammlers oder Kesselflickers, rumpelnd, grollend, ächzend. Isobel Campbell ist sowohl auf den drei gemeinsamen Alben "Ballad Of The Broken Seas" (2006), "Sunday At Devil Dirt", "Hawk" (2010) und live am Donnerstag in der Fabrik das genaue Gegenteil: zart, hell, verhuscht, verträumt. Wie ein Samtlaken legt sich ihre Stimme um die Lanegans und schafft so eine bis in die letzte Stuhlreihe spürbare Intimität, obwohl sich das Duo keines Blickes würdigt.

Während das ungleiche Paar "We Die And See Beauty Reign", "You Won't Let Me Down" und "Free To Walk" intoniert, entwirft die vierköpfige Begleitband mit düster-melancholischem Country, Folk und Blues akustische Bilder von Tumbleweed-Dornbüschen, die beim Fahren über einsame Wüsten-Highways an verlassenen Tankstellen vorbeiwehen. Bei "Ballad Of The Broken Seas" und weiteren Songs werden die Musiker von Campbell zurückhaltend am Cello unterstützt.

Es braucht keine Worte, nur ein "Oops" beim Verspielen oder eine kurze Vorstellung der Band und Sänger Willy Mason, der Lanegan einige Minuten vertreten darf. Die fein gesponnenen Melodien und Harmonien sagen alles.

Überhaupt sind es die kleinen Gesten und Details, welche in diesen famosen 100 Minuten die größte Wirkung entfalten. Beim bedrohlichen "Back Burner" kann man die Klapperschlangen, von Campbell durch Percussion-Instrumente wie Vibra-Slap und Cabasa zum Leben erweckt, ebenso spüren wie leichten Abendwind bei "Time Of The Season". Vier Zugaben gab es. Es hätten auch 40 sein dürfen.