Die Duette prägen die Geschichte der Populärkultur

Wenn man gemeinsam stark sein, wenn man als Duo die Welt aus den Angeln heben will, ist es zunächst wichtig, Selbstbewusstsein zu demonstrieren; so, wie es der ehemalige Stuttgarter Fußballer (nicht zu verwechseln mit dem Kaiserslauterer!) Fritz Walter einst tat, als er mit breiter Brust feststellte: "Der Jürgen Klinsmann und ich, wir sind ein gutes Trio." Eine bemerkenswerte Aussage, nicht nur im Hinblick auf das überraschenderweise manchmal dann doch dehnbare Wesen der numerischen Zählung.

Stichhaltig ist diese Aussage aus der Welt des Sports, weil sie stellvertretend für alle Lebensbereiche verdeutlicht, dass egozentrische Solisten sich einer fulminanten Konkurrenz erwehren müssen. Das Duo ist die Kernzelle des zwischenmenschlichen Miteinanders, die Urform der soziologischen Größe, die da "Gesellschaft" heißt, der Spiegel, in den man sieht, und eine psychologische Tatsache: Man ist eben nicht nur Subjekt, sondern auch Objekt, zum Ich gibt's auch ein Du, und bestimmen kann man nicht allein.

Das hat in der langen Kulturgeschichte des Duos für Zeter und Mordio, für folgenreiche Streitereien, für Trennungen und Wiedervereinigungen gesorgt - und ist natürlich in Wirklichkeit das Salz in der Suppe aller Duo-Forscher. Beschränken wir uns an dieser Stelle auf die Musik, die Kultur und lassen infernalische Politik- (Stalin und Hitler) und Wirtschafts-Duette (Daimler und Chrysler) außen vor.

Den Anfang macht die größte Duett-Peinlichkeit, die zu Recht vergessen ist, an die hier in nichts als sadistischer Absicht erinnert werden soll: an das selten dämliche Container-Doppel Jürgen & Zlatko. Damals begann die Zeit, in der Leute berühmt wurden, weil und obwohl sie keinen Nachnamen brauchten. Die beiden "Big Brother"-Teilnehmer stümperten ihren "Großer Bruder"-Song zu schwachsinnigen Disco-Tönen und verdoppelten damit ihr allein schon doch völlig ausreichendes Maß an Blödheit. Was sie da fabrizierten, war immerhin effizient.

Aber das Gegenteil des Duo-Programms aus dem Lehrbuch, denn stark ist ja gemeinhin, wer gemeinsam ist. So hieß denn auch die erbauliche Powerballade Patrick Duffys und Mireille Mathieus im Jahre 1983 "Together we're strong", sie öffnet den Namedropping -Raum für sämtliche schmalzigen und zuckersüßen Männlein-Weiblein-Anschmachtungen: Bill Medley und Jennifer Warnes ("The Time of my Life", die "Dirty Dancing"-Schnulze, bäh), Nicole Kidman und Robbie Williams (erträglich), Serge Gainsbourg und Jane Birkin (geil, geil).

So viel zur billigen Verwertungsmaschinerie des Mainstream-Pop. Die wirklich produktiven und wertvollen Höchstleistungen stammen von Duos wie Burt Bacharach & Elvis Costello, Nick Cave & Kylie Minogue, Lee Hazlewood & Nancy Sinatra, Mark Lanegan & Isobel Campbell. Natürlich sind auch die Pet Shop Boys Neil Tennant und Chris Lowe ein ganz famoses Zweier-gespann, das führt uns zu einem anderen ziemlich wichtigen Künstlerpaar: Gilbert & George. Die kann man sich gar nicht allein vorstellen, die Wildkatzen-Dompteure Siegfried & Roy übrigens auch nicht, aber die waren eigentlich kein Duo, wenn Tiere auch zählen.

Bekannte Duos der Populärkultur sind übrigens auch Stadler & Waldorf (die Grummler aus der "Muppet Show") und Jekyll & Hyde (der antagonistische Streit im Subjekt: der zwischen Gut und Böse).

Apropos: Das wichtigste Musikduo übrigens, die norddeutsche Heimsuchung Klaus & Klaus (herausragendstes Werk: eine Werder-Bremen-Hymne), stellt wohl die Optimalversion des Duos dar: die Verdoppelung des Ichs.

Isobel Campbell & Mark Lanegan Do 16.9., 21.00, Fabrik