Claude Lanzmann liest in der Fischauktionshalle aus seinen viel gelobten Memoiren

Fischauktionshalle. Ein Mann, der mit dem an Katastrophen reichen 20. Jahrhundert verbunden ist, der durch die Geschichte gestiefelt ist wie ein furchtloser Eroberer, schreibt ein Buch mit seinen Lebenserinnerungen, und die lesen sich wie ein Roman: So werden sie zum Ereignis. Claude Lanzmann, Nachkomme osteuropäischer Juden, in Paris und der Auvergne aufgewachsen, ist das Kunststück mit "Der patagonische Hase" gelungen. In diesem Buch verquickt er die Geschichte aller mit der eigenen. Und so wird die Autobiografie des französischen Intellektuellen und Publizisten zum alternativen Geschichtsbuch, in dem er berichtet vom Kampf in der Résistance, seiner Zeit in Deutschland, der Freundschaft mit Sartre und Beauvoir, der Existenz als Starjournalist und der Lebensaufgabe als Dokumentarfilmer, der die Ermordung der Juden in der monumentalen Arbeit "Shoah" beschrieb.

Lanzmann, der Filmemacher und Autor, ist erzählsüchtig, er lebt sein Leben in "Der patagonische Hase" noch einmal. Der 84-Jährige kommt in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal nach Hamburg. Im Oktober 2009 hatten linke Demonstranten die Aufführung des Lanzmann-Films "Warum Israel?" verhindert. Im Januar stellte sich Lanzmann der Diskussion und sprach über linken Antisemitismus, das Ganze im Uebel & Gefährlich, dem Musikklub im Bunker auf St. Pauli, welche Ironie. Die Menschen standen damals in riesigen Schlangen an, kein Wunder, dass Lanzmanns Verlag Rowohlt und das Harbour Front Literaturfestival diesmal die Fischauktionshalle zum Veranstaltungsort bestimmten. Die heutige Lesung könnte der Höhepunkt des Festivals werden.

Claude Lanzmann mit Klaus Theweleit. 14.9., 19.30, Fischauktionshalle (S Reeperbahn), Große Elbstr. 9, Eintritt 14,-

Weitere Veranstaltungen heute: Thomas Steinfeld Der Sprachverführer. 19.00, Instituto Cervantes im Chilehaus, Fischertwiete 1, Eintritt 10,-

Prinz Asserate Draußen nur Kännchen - ein liebenswertes Porträt der Deutschen. 20.00, St. Katharinen, Katharinenkirchhof 1, Eintritt 12,-

Ulrich Wickert als Krimiautor: "Das achte Paradies". 20.00, Imperial-Theater, Reeperbahn 5, Eintritt 12,-

Michel Kleeberg Das amerikanische Hospital. 21.00, Cap San Diego, Überseebrücke, Eintritt 12,-