Die starke Dokumentation “Pianomania“: Lilian Franck und Robert Cibis haben mit ihrer Doku “Pianomania“ eine wunderbare, unterhaltsame Liebeserklärung an die Musik formuliert.

Dass die angelieferten Hammerköpfe satte 0,7 Millimeter zu breit sind, sieht Stefan Knüpfer auf den ersten Blick. Dafür muss er die handgefertigten Filzteile nicht einmal aus dem Paket nehmen. Knüpfer ist Cheftechniker beim Klavierhersteller Steinway in Österreich; die größten Pianisten vertrauen sich seiner Handwerkskunst an.

Er kennt jeden Flügel im Wiener Konzerthaus, kann seine Klangfarbe bestimmen und - was viel wichtiger ist - auch verändern. Gemeinsam mit den Pianisten versucht er in akribischer Feinarbeit, deren Klangvorstellungen in die Realität umzusetzen. Das Dreiecksverhältnis zwischen Künstler, Instrument und Raum ist eine fragile Angelegenheit, die viel Feingefühl erfordert. Feingefühl für die Saiten, die es zu stimmen oder abzupuffern gilt, für das Instrument, das sich nach jedem Konzert zu verändern scheint, und natürlich für die Pianisten, die nach Worten ringen, um den gewünschten Klang zu beschreiben.

Lilian Franck und Robert Cibis haben mit ihrer Doku "Pianomania" eine wunderbare, unterhaltsame Liebeserklärung an die Musik formuliert. Ihr Protagonist Stefan Knüpfer ist ein Geschenk für jeden Konzertsaal - und für diesen Film. Mit welcher Leidenschaft dieser Mann von seiner filigranen Arbeit berichtet, ist unmittelbar berührend auch für Menschen, die sich nicht in der Welt der klassischen Musik bewegen. "Pianomania" öffnet die Hintertür zu diesem Reich und zeigt die Sinnlichkeit, das Perfektionsstreben, mit dem hier technisches Vermögen und künstlerisches Genie Hand in Hand gehen. Dass es dabei manchmal auch bisschen wahnsinnig zugeht, steigert das Vergnügen, mit dem man diesen Menschen bei der Arbeit zusieht.

Nicht auszudenken, wie die Welt aussehen würde, wenn alle ihre Arbeit und ihr Leben so begeistert und intensiv gestalten würden.

Bewertung: empfehlenswert Pianomania A/D 2009, 96 Min., o. A., R: Robert Cibis, Lilian Franck, im Abaton; www.pianomania.de