“Zarte Parasiten“, ein Drama über emotionale Defizite. Welchen Preis hat Zuneigung?

Welchen Preis hat Zuneigung? In Zeiten, in denen Menschen zunehmend vereinsamen und Pflegekräfte oft nur das Nötigste abwickeln können, ist es da zulässig, für das Halten einer Hand, eine innige Umarmung oder ein wenig Geselligkeit beim Abendbrot Bezahlung zu verlangen? In diesem ethischen Spannungsfeld emotionaler Prostitution bewegt sich "Zarte Parasiten" von Christian Becker und Oliver Schwabe.

Robert Stadlober und Maja Schöne spielen das junge Liebespaar Jakob und Manu, das im Wald lebt. Ihr Auskommen finden die zwei, indem sie sich das Vertrauen Kranker und Verlassener erschleichen und die Defizite in deren Leben für Geld, Essen oder einen Schlafplatz füllen. Dass ihre gemeinsame autarke Existenz oberste Priorität hat, wird in Frage gestellt, als Jakob in Martin (Sylvester Groth), der seinen Sohn verloren hat, eine Vaterfigur erkennt.

Die ruhige Bildsprache, die oft mit kleinen Gesten und Blicken statt langer Dialoge viel zu erzählen vermag, ist die Stärke des Films. Vor allem Groth als Mann, der die eigene Trauer nur allzu bereit mit der neuen Nähe zu seinem Ersatzzögling kompensiert, spielt mit grandioser zurückhaltender Intensität. Und auch Schöne und Stadlober schaffen als Dienstleister der Gefühle eine Aura, die zwischen unheimlich und verletzlich changiert. Dass der Zuschauer jedoch keine Hintergründe erfährt, warum die beiden sich das aufreibende Dasein als Parasiten der Gesellschaft aufbürden, ist die große, unbefriedigende Leerstelle der Geschichte.

Bewertung: annehmbar Zarte Parasiten Deutschland 2009, 90 Minuten, ab 12 Jahren, R: Christian Becker, Oliver Schwabe, D: Robert Stadlober, Sylvester Groth, Maja Schöne, ab 10.9. täglich im Koralle; www.zarteparasiten.de