“Bal - Honig“ ist ein Drama über das einfache Leben

Yusuf (Bora Altas) begleitet seinen Vater Yakup (Erdal Besikcioglu) gern zur Arbeit. Dann ziehen sie zusammen los in den Wald, mit einem Pferd, einem halb gezähmten Falken und den Utensilien, die man als Imker so braucht. Yusuf bewundert seinen Vater, wenn er in die Kronen der hohen Bäume klettert und dort die Bienenkörbe ausnimmt.

Vater und Sohn verbindet ohnehin ein enges Verhältnis. In der Schule kann Yusuf beim Vorlesen nur stottern, aber wenn er dem Vater seine Träume ins Ohr flüstert, klappt das reibungslos. Die Mutter bleibt bei dieser Innigkeit immer ein wenig außen vor. Als Yakup keinen Honig mehr finden kann, weil die Bienen ausbleiben, zieht er tiefer in den Wald hinein und kommt tagelang nicht mehr nach Hause.

Sorgfältig und sinnlich tastet die Kamera die Innen- und Außenräume in Semih Kaplanoglus Film "Bal - Honig" ab, wobei die bewaldeten Hügel im Nordosten der Türkei eine besondere Rolle spielen: Der Wald ist einer der Hauptdarsteller. Mythischer Raum, Zufluchtsort, Nahrungsspender - aber auch gefährlich.

Der Regisseur schafft ein archaisches Bild vom einfachen Leben der Menschen in der Natur. Mit enorm großer Ruhe und wenigen Dialogen erzählt er geradezu meditativ die Geschichte vom kleinen Jungen, der die Welt genau beobachtet, aber noch nicht alles versteht. Bei der Berlinale gewann "Bal - Honig" den Goldenen Bären.

Bewertung: empfehlenswert Bal - Honig Türkei/Deutschland 2010, 103 Minuten, ohne Altersbeschränkung, R: Semih Kaplanoglu, D: Bora Altas, Erdal Besikcioglu, täglich im Abaton (OmU), Zeise; www.bal-der-film.de