Mit Kunst-Parcours und Schau im Kunstverein übt die IBA weiter den Sprung über die Elbe

Hamburg. Die Internationale Bauausstellung IBA befindet sich im "Zwischenpräsentationsjahr". Das klingt sperrig, heißt aber letztlich: Es ist Halbzeit des 2007 begonnenen Großunterfangens, das sich die Stadtentwicklung mit Schwerpunkt Wilhelmsburg zur Aufgabe gemacht hat. "Das ist kein Programm für abgehängte Elbinseln, sondern ein Dialog", sagt IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg. "Der Sprung über die Elbe findet beidseitig statt."

Wer sich über die derzeit rund 50 Projekte informieren möchte, findet im Kunstverein noch bis zum 23. September eine Werkschau zur IBA. Wie in einer 3-D hoch geklappten Infobroschüre können die Besucher da von architektonischen Modellen über Linien auf dem Boden zu Infoblöcken laufen und Projekte zu Bildung oder Klimawandel kennenlernen. Das Flanieren durch diese urbane Spielwiese macht zwar neugierig, doch wirklich verwischen lässt sich die, wie Hellweg es nennt, "unsichtbare Grenze Norderelbe" erst durch eine reale kleine Reise durch die Stadt.

Die 2009 gegründete Kunstplattform "Akademie einer anderen Stadt" liefert mit einem heute startenden Kunst-Parcours quasi die sinnlich erfahrbare Seite zu den oft abstrakt wirkenden Metropolkonzepten. Entlang der S-Bahn-Linie 3 von Altona bis Wilhelmsburg befassen sich knapp 20 Kunstinstallationen mit urbanem Leben im Allgemeinen sowie den Eigenheiten zwischen den Hamburger Quartieren im Besonderen. Das Motto "Aussicht auf Veränderungen" ist dabei klug gewählt. Denn laut Kuratorin Ute Vorkoeper sollen die "Kosmen von Kunst", die um die S-Bahn-Stationen entstanden sind, "immer wieder neue Perspektiven auf die Stadt eröffnen".

Künstlerin Katrin Ströbel etwa dokumentiert mit ihren Posterwänden die Symbolsprache von Werbung bis Graffiti, die ein Viertel prägen. Ihr Kollege Christian Hasucha wiederum lädt Menschen aus anderen Stadtteilen zum "Probewohnen in Wilhelmsburg". Die Orientierung gen Zukunft macht sich in den Projekten bemerkbar, in denen Schüler mit den professionellen Kreativen zusammen aktiv waren. So hat die KurzFilmSchule Hamburg mit Jugendlichen aus Altona und Wilhelmsburg den Film "Quer über die Elbe" produziert, der Vorurteile herrlich respektlos aufeinanderprallen lässt.

Besonders schön ist, dass Arbeiten, die nördlich der Elbe entstanden, dann südlich des Flusses zu sehen sind - und umgekehrt. So zeigt Nevin Aladag ihre O-Ton-Collage zur Großen Bergstraße in Harburg. Und die Bodenbilder "Inselfieber" der Gruppe w9 aus Wilhelmsburg zieren die Neue Große Bergstraße in Altona. Bleibt zu hoffen, dass diese wechselseitigen Sprünge über die Elbe auch von vielen Besuchern des Kunst-Parcours nachgeahmt werden.

Aussicht auf Veränderungen bis 3.10., Infos zum Kunst-Parcours und Führungen: www.mitwisser.net