Deutsche Erstaufführung der Oper “Bliss“ nach dem Roman von Peter Carey

Staatsoper. Staatsopernchefin Simone Young hat offenbar eine Schwäche für zeitgenössische Komödien. Im Frühjahr hob sie das Auftragswerk "Le Bal" aus der Taufe. In der neuen Saison nun bringt sie ein Werk zur deutschen Erstaufführung, mit dem sie persönlich einiges verbindet.

Die genüsslich-bitterböse Gesellschaftssatire "Bliss" hat nämlich Young höchstselbst bei ihrem australischen Landsmann Brett Dean in Auftrag gegeben, als sie noch künstlerische Leiterin der Opera Australia in Sydney und Melbourne war. Die Uraufführung in Sydney im vergangenen März hat die Kritik zu Jubelrufen hingerissen; nun trägt Young die Fackel nach Europa. Regie führt Ramin Gray, die prominentesten Hauptrollen übernehmen Wolfgang Koch, Hellen Kwon und Ha Young Lee.

Es ist ein Stück Australien und ein Menschheitsthema zugleich, das Dean verhandelt: Harry Joy, erfolgreicher Werbefachmann, wird durch einen Herzinfarkt aus seinem Leben katapultiert. In den paar Minuten, in denen er seine Welt von außen betrachtet, wird ihm erst klar, in was für einer Hölle er sich arrangiert hatte: Seine Frau betrügt ihn mit seinem Geschäftspartner, seine Agentur vermarktet gesundheitsschädliche Produkte, und sein Sohn missbraucht die Schwester. Die Liste des Schreckens ließe sich fortsetzen.

Die Romanvorlage stammt von Peter Carey, ebenfalls Australier. Sie hat weltweit Aufsehen erregt, weil sie das Lebensgefühl und die Nöte der frühen 80er-Jahre unterhaltsam aufspießte. Für den Komponisten hält dieses geistfunkelnde Sujet eine Fülle an tonsetzerischen Möglichkeiten parat: vom Dies-Irae-Chor bis zur Kaufhausmusik.

Im Verein mit der Librettistin Amanda Holden steigert Dean, der für seinen virtuosen Umgang mit den Ausdrucksmöglichkeiten des Orchesters bekannt ist, das Elend der hochkommerzialisierten, sinnentleerten Welt ins Absurde. Nichts hat Bestand - am allerwenigsten Harrys Auto. Das haucht sein Leben unter dem Gewicht eines leibhaftigen Elefanten aus.

Bliss Premiere A: So 12.9., 18.00, B: Mi 15.9., 19.30, dann 19., 21., 25.9., jew. 19.30, Staatsoper (U Stephansplatz), Dammtorstraße, Karten (A-Premiere 24,- bis 158,-; B-Premiere 13,- bis 79,-) unter T. 35 68 68; www.staatsoper-hamburg.de