Die Premiere von “Yma“ im Friedrichstadtpalast enttäuscht

Berlin. Mit seinen Palästen hat Berlin momentan nicht viel Glück. Der Palast der Republik ist längst weg, der Admiralspalast wieder pleite, und im Friedrichstadtpalast läuft "Yma". Die neue Show hat acht Millionen Euro gekostet. Als Show-Tornado wurde sie avisiert, doch nach der Premiere war klar: Da ist selten mehr als Pustekuchen.

Was da über die Bühne ging, wirkte wenig locker und unspritzig - kein Show-Champagner, eher lauwarmer Sekt. Dabei haben einige Zutaten internationales Niveau - aber es sind zu wenige, um "Yma" zu prägen: Top-Akrobaten wie Dmitriy und Olesya Shulha mit einer poetischen Liebesgeschichte am Seil. Eine hübsche Stepptanz-Nummer, oder der Muskelmann Andrey Katkov. Großartig auch eine Trampolin-Nummer, in der die Artisten zu Spiderman mutierten und Wände hinauflaufen konnten. Davon hätte man gut mehr haben können. Und natürlich die 32 Damen des Hausballetts, die routiniert und ultrapräzise taten, was man von ihnen erwartet: im Takt die Beine in die Luft zu werfen und am Ende dekorativ und züchtig im großen Bühnenpool baden zu gehen.

Spitzenmäßig waren auch die extrem einfallsreichen Video-Kulissen, die mit bewegten Strukturen und Bildern einen Hauch von "Kraftwerk" auf die Bühne brachten.

Die sonstigen Tanznummern kamen auf der riesigen Bühne eher wirr choreografiert und bedenklich asynchron daher. Wie überhaupt ein halbwegs sinnvoller Rahmen für die Revuenummern kaum zu erkennen war. Zu langsam waren die Wechsel zwischen den Auftritten, zu betulich das, was wohl Erotik sein sollte: Muskelmänner im Tanga unter Duschen hinter Milchglasscheiben - aber hallo! Und - huch! - eine busenfreie Artistin ... Zuverlässig markierten kieksende Lacher aus dem Publikum immer wieder die peinlichsten Stellen.

Große Teile des Show-Tornados waren nicht viel mehr als lebende Videoclips zu flott arrangierten Songs zwischen Techno, Soul, Michael Jackson. Immerhin, die Sängerinnen und Sänger (Anja Krabbe, Meike Jürgens, und Koffi Missah) konnten sich hören lassen

Dann aber gab's den Moderator Andreas Renee Swoboda in der Frauenrolle von "Yma". Das sollte wohl ein mondäner Metropolen-Vamp sein. Doch Swoboda textete sein Publikum mit gestelzten, dabei aber so extrem platten Frauen-&-Männer-Scherzen zu, dass sogar die berühmten Zwerge tief unten im Keller, wo die Bartwickelmaschine steht, aufgegeben hatten. Nein, Provinz war das nicht, das wäre jeder Idee von Provinz gegenüber ungerecht. Hätte Swoboda mal nur gesungen ...

"Yma" fehlt fast alles, was eine Show dieser Größenordnung zum unvergesslichen Erlebnis machen würde. In der Showbranche sind die aktuellen internationalen Maßstäbe bekannt - nicht zuletzt von den grandiosen Produktionen des Cirque du Soleil. Packt man noch dazu, was der sich verkneift - nämlich Tradition und einen Funken Erotik -, hätte das technisch bestens ausgestattete Haus an der Friedrichstraße doch eine Qualitätsmarke, die man anpeilen könnte.

Fazit eines Hamburgers auf der Suche nach dem Hauptstadt-Entertainment-Kick: Das war kein Wirbelsturm, bestenfalls ein milder Wind im Wasserglas. Da geht es selbst im traditionsbewussten Hamburger Hansa-Theater origineller und knalliger zur Sache.