Hamburg. Das neue Zeitstück von Michael Batz, in Peter Lichtefelds Regie uraufgeführt an den Kammerspielen, handelt von Hamburg, dem Verlust von Glanz und Vergangenheit. Ganz speziell jedoch vom Verlust des Gedächtnisses eines verdienten hanseatischen Reeders. Peter Bongartz spielt den Patriarchen mit grimmiger Selbstironie und aufrechtem Starrsinn. In Marita Marschall als Tochter Yvonne hat der bekannte Fernsehschauspieler eine Kontrahentin von schneidender Eleganz und Härte. Ihnen war der Anerkennungsbeifall nach der enttäuschenden Premiere sicher.

Schon im Titel kündigt Batz an, worum es im Stück geht. Die Firma des Reeders blieb einst über Wasser, weil er für die Konzession seiner Schiffe nach China die Geliebte in Shanghai an einen Funktionär "verkaufte". Nun holt die Zeit den Alten ein, der seiner Tochter die untergehende Firma nicht überlassen will.

Die Stärken des Autors sind die Stadtgeschichte und deren Dokumentation in performativen Formaten mit Musik, Spiel und Text an historischen Orten. Mit seiner "Komödie" bleibt er zwar in vertrautem Gewässer, lässt aber die Figuren sich und ihre Konflikte eher beschreiben, als ihnen eine lebendige Sprache und spannungsvoll sich steigernde Szenen zu geben.

Trotz des Einsatzes von Elena Meißner als ehrgeiziger "Frust"-Frau aus der Senatskanzlei und Oscar Ortega Sánchez als vergesslichen Gedächtniscoach wirkt der Gegensatz von Komik und Ernst konstruiert. Der zweite Teil zieht sich nur mehr der ohnehin vorhersehbaren Katastrophe entgegen. Zudem inszeniert Peter Lichtefeld ein Konversationsstück in Boulevard-Nähe, ohne satirische Schärfe oder Witz zu gewinnen.

Über Wasser - nach China bis 16.10., Hamburger Kammerspiele, Karten T. 0800-41 33 440