Ein grandioser Abend an der Hamburgischen Staatsoper zum 100. Geburtstag von Rolf Liebermann

Hamburg. Rolf Liebermann war Macher, charismatischer Antreiber und ein unwiderstehlicher Visionär, der viele Wege ebnete für neues Erleben in der Kultur. Zwei Jahre leitete er die Hauptabteilung Musik beim NDR, und insgesamt 17 Jahre die Hamburgische Staatsoper. Also taten sich kurz vor seinem 100. Geburtstag beide zusammen für einen Abend in der Oper, an dem die immer noch zahlreichen Liebermann-Fans in Erinnerungen schwelgen konnten. In der ersten Reihe dabei: Liebermanns Frau Helene Vida-Liebermann, NDR-Intendant Lutz Marmor und Opernintendantin Simone Young.

Wegweiser durch sein unruhiges, kreatives und erfülltes Leben waren der wunderbar einfühlsame Film "Rolf Liebermann - Musiker" seiner Mitarbeiterin Mürra Zabel und Gespräche, in denen Moderator Ulrich Kühn mit Weggefährten, Nachfolgern wie Bernhard Hansen (ehemals NDR), Peter Ruzicka (Opernintendant nach der zweiten Ära Liebermann), George Gruntz (Bandleader), Ursula Haas (Schriftstellerin, Librettistin) über Liebermanns verschiedene Tätigkeitsfelder sprach.

Aus Filmbildern und Erinnerungen entstand ein lebendiges Bild des kreativen Unruhestifters und gleichzeitig das der produktivsten und aufsehenerregendsten Jahre der Hamburgischen Staatsoper mit 21 Auftragswerken und Skandalen, die unvermeidlich, ja notwendig sind, wenn Hör- und Denkrichtungen verändert werden. Die aber Hamburgs Oper mit einem unverwechselbaren Profil auch zu einem Muss-Ort der musikalischen Weltkarte machten.

Rolf Liebermann gab's aber nicht nur im Film, sondern auch auf die Ohren: Chansonnière Annett Louisan sang ein von ihm vertontes freches Ringelnatz-Gedicht, Gabriele Rossmanith präsentierte "Vier chinesische Liebeslieder", ein Klavier-Quartett der Philharmoniker spielte Musik aus Rolf Liebermanns "Herings-Quintett", und die NDR-Bigband präsentierte die "Symphony für Jazz-Ensemble", die erst nach vielen Geburtsschmerzen und Jahren des Wartens zustande gekommen war.

Was für ein Mensch! Am Ende waren sich alle sehr einig: Es täte Hamburgs Kultur gerade in diesen Tagen ziemlich gut, wenn alle ein bisschen mehr Liebermann wären.