Hamburg. Tansanische Nachwuchskünstler fotografieren in Deutschland, Deutsche in Tansania: Das ist die Grundidee des Kunstprojekts "deconstructing africa/europe", dessen Ergebnisse von Sonntag an im Museum für Völkerkunde und ab November im Nationalmuseum Daressalam zu sehen sind. Jeweils vier Wochen lang haben sich die deutschen und afrikanischen Künstler gegenseitig besucht, um das jeweils andere Land fotografisch zu erkunden.

Auf einen gemeinsamen Nenner lassen sich die Bilder der Tansanier Asha Khamis Haji, Hugo Francis Mambo, Kibai Abdallah Matunda und Kostantino Egino Mbonde sowie der deutschen Jenny Jacoby, Katja Oortman und Jan Schöningh nicht bringen, aber das war auch gar nicht beabsichtigt. Es sind Einzelpositionen, die sowohl von dokumentarischem als auch von künstlerischem Interesse zeugen. Während Katja Oortmanns sehr ästhetische Bildkompositionen wie ein einheitlicher Zyklus anmuten, zeigt die Tansanierin Asha Khamis Haji ein Kaleidoskop deutscher Alltagsszenen: eine Dönerbude mit orientalischer Kuppel, eine Demo-Szene, verschleierte türkische Frauen. In einem erläuternden Text schreibt die afrikanische Fotografin: "Das Bild dieser Leute zeigt die Unterschiedlichkeit der Personen in Europa. Sie unterscheiden sich in ihrer Religion, genau wie die Menschen in Afrika. Alle haben Zugang zur Bildung für ihre persönliche Entwicklung im Leben. Ebenso haben sie die Freiheit das zu tun, was sie machen wollen, ohne dabei die Gesetze des Landes zu brechen."

Die Fotografen brachen mit bestimmten Vorstellungen, zugleich aber auch mit großer Offenheit zu ihren Erkundungsreisen auf. "Wir wollten den Klischees andere Bilder entgegensetzen", sagt Jenny Jacoby aus Hamburg, die zum Beispiel die moderne Uni-Bibliothek in Daressalam oder Plattenbauten auf Sansibar fotografiert hat. "Manche Bilder, die wir im Kopf hatten, haben sich auch bestätigt. Daher ist das Ergebnis kein Entweder-oder, sondern oft ein Sowohl-als-auch", sagt Jacoby und erklärt, wie wichtig ihr die Begegnung mit den afrikanischen Kollegen war: "Als Touristin hätte ich niemals solche Bilder machen können. Und wahrscheinlich gilt das auch für unsere tansanischen Kollegen."

Deconstructing africa/europe Museum für Völkerkunde, Rothenbaumchaussee 64, bis 23. Januar 2011, Di-So 10-18, Do bis 21.00