Vor rund vier Jahren erschien Vladimir Sorokins Roman "Der Tag des Opritschniks" - eine Anti-Utopie, in der ein teils futuristisch, teils archaisch anmutendes totalitäres Gesellschaftssystem für das Jahr 2027 entworfen wurde. Das neue Sorokin-Buch "Der Zuckerkreml" enthält nun 15 provokante Kurzerzählungen, die allesamt das "System" beleuchten, dieses Mal von unten. Es ist eine Gesellschaft, die von Angst, Überwachung und Gewalt, von Korruption und Massenarmut, von Hightech- und Arbeitskräfte-Importen aus China und einer seltsamen Moral geprägt ist.

Der Leser begleitet Kinder, Hofnarren, Folterer, Zwangsarbeiter, Bettler, Prostituierte und Dissidenten ein Stück auf ihrem Lebensweg. Der Zuckerkreml, ein Abbild des echten Kreml aus reinem Zucker und eine nationale Leckerei, taucht in jeder Erzählung auf. Er ist das Trostpflaster in einer ansonsten grauen und grausamen Welt. Ständig wird jemand geschlagen, verprügelt, ausgepeitscht, in Lager abtransportiert, umgebracht.

Vladimir Sorokin Der Zuckerkreml. Kiwi. 240 Seiten, 18,95 Euro.

Lesung 17.9., 20.30 Uhr, Uebel & Gefährlich. Karten zu 12,- unter T. 30 30 98 98