Um den mit 5000 Euro dotierten Kühne-Preis bewerben sich acht junge Autorinnen und vier ebenso junge Autoren

In Joachim Geils "Heimatroman" wird viel Pfälzisch gesprochen, in Judith Zanders "Dinge, die wir heute sagten" Plattdeutsch. Zwischen diesen beiden Polen liegt ungefähr die Vielstimmigkeit der jungen, deutschsprachigen Literatur, sie stellt sich auf dem Harbour-Front-Festival vor. "Debütantensalon", diesen hübschen Namen trug die Veranstaltungsreihe innerhalb des Festivals bereits im vergangenen Jahr. An vier Abenden lesen insgesamt zwölf Autorinnen und Autoren aus ihren aktuellen Büchern, die gemäß der Regularien in ihrer jeweiligen Schriftstellerbiografie die erste oder zweite Veröffentlichung darstellen.

Das Stelldichein der Jungdichter wird auf der großen Hamburger Literaturfestivität zum literarischen Kräftemessen. Ausgelobt ist der Klaus-Michael-Kühne-Preis, der Sieger bekommt 5000 Euro. Bestimmt wird er von einer Jury aus Vertretern von NDR Kultur, ZEIT Campus, "Stern" und Hamburger Abendblatt. Preisverleihung ist auf der Festival-Abschlussgala am 18. September. Wie immer haben die Götter vor den Erfolg den Schweiß gesetzt.

Den Mühen des Schreibens folgt nun in Hamburg noch die Prüfung der öffentlichen Lesung. Was an dieser Stelle schon gesagt werden kann: Die Vorauswahl der Festivalmacher hat lesenswerte Texte zutage gefördert und talentierte Schriftsteller, die durchaus verheißungsvoll sind. Gänzlich unbekannt sind sie den Leuten vom Fach übrigens nicht: Lisa-Marie Dickreiter zum Beispiel schrieb "Vom Atmen unter Wasser", ihren gelungenen Trauerroman, zunächst als Drehbuch-Version. Diese wurde 2007 mit Andrea Sawatzki verfilmt. Judith Zander bekam beim Klagenfurter Dichter-Wettbewerb den 3sat-Preis für ihr Kapitel aus "Dinge, die wir heute sagten". Der polyphone Roman spielt tief in der vorpommerschen Provinz und erzählt die Geschichte eines alten Geheimnisses, das in das Leben mancher Dorfbewohner Jahrzehnte später eindringt.

Zanders Dorferzählung erstreckt sich nur über ein paar Tage, aber weil es um die Biografien der Figuren geht, schließt sie die verhängnisvolle Geschichte des vergangenen Jahrhunderts mit ein. Zanders Roman ist wie Nino Haratischwilis "Juja" für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Ein Generationenstück ist auch Joachim Geils "Heimaturlaub", es berichtet vom Krieg, der in den Soldaten selbst und nicht nur an der Ostfront tobt. Dass aus den Schrecken des Krieges niemand unverletzt herauskommt, davon will Geils an entsetzlichen Einzelheiten nicht sparender Roman berichten. Ein ganz anderes Schreiben finden wir bei Autorinnen wie Miliena Michiko Flasar und Inger-Maria Mahlke.

Flasar schildert das Erleben Franziskas, deren Mutter qualvoll stirbt. Mahlke erzählt die schaurige Geschichte eines verhaltensgestörten Rentners, den eine emotionale, kontrollwütige Paranoia heimsucht, als eine Frau vorübergehend bei ihm Unterschlupf sucht.

Übrigens sind acht der zwölf im Debütantensalon lesenden Autoren weiblich. Könnte ein neues Fräuleinwunder, aber auch Zufall sein.

Debütantensalon Termine: 9.9. (mit Christoph Poschenrieder, Nino Haratischwili, Markus Feldenkirchen), 11.9. (mit Ulrike Almut-Sandik, Monika Goetsch, Katharina Döbler), 13.9. (mit Sascha Reh, Inger-Maria Mahlke, Judith Zander) 15.9. (mit Joachim Geil, Miliena Michiko Flasar, Lisa-Marie Dickreiter). Beginn jeweils 18 Uhr auf der "Cap San Diego". Eintritt 8,-