Man muss zu einem Stoff immer auch die Sprache finden, der Finnin Sofi Oksanen gelingt dies in ihrem großen Roman "Fegefeuer". Es geht um Aliide Tru, eine alte Frau in Estland, und um ihre Großnichte Zara, die bei ihr Zuflucht sucht. Aliide weiß nicht, wer Zara ist; dabei ist ihr Leben auf ähnliche Art und Weise dramatisch verlaufen. Die Lebensläufe der beiden sind auf unheilvolle Weise miteinander verbunden. Die Geschichte spielt um die Zeit, als der Eiserne Vorhang fiel, sie holt allerdings weit aus in jene Zeit, als die Deutschen mit ihren Soldaten nach Osten zogen und nach deren Scheitern dann die Russen versuchten, ein großes Reich zu errichten.

Unter ihren gewaltvollen Bemühungen zerbrechen Familien. Sie werden zermalmt im Mahlstrom der Geschichte, die eine Erzählung der Macht und des Machtmissbrauchs ist, aber auch eine, die vorangetrieben wird von enttäuschter Liebe und persönlichem Ehrgeiz. Oksanen arbeitet mit Zeitsprüngen (die erzählte Zeit erstreckt sich über sechs Jahrzehnte) und der nüchternen Montage verschiedener Szenen. Der Roman wurde in 25 Sprachen übersetzt, in Finnland war er monatelang der meistverkaufte.

Sofi Oksanen Fegefeuer, KiWi, 396 Seiten, 19,95 Euro.

Lesung am 15.9., 21 Uhr, "Cap San Diego". Eintritt 12 Euro