Von so einer Begegnung träumt die abenteuerlustige Frau: Ansehen, Absturz in die Augen, Sog, rabamm! macht es an der Stelle, wo Dahinschmelzenwollen und Blutdruck kulminieren. Wenn die Augen wieder klar sehen, senken sie sich züchtig, blinzeln irritiert - was ist DAS? ER trägt Fliege! Eine knuffige überdies, Pünktchen auf roter Maulbeerseide, das schließt ihn immerhin als Oberkellner aus; und er nennt das Schmieserl stiltreu Schleife oder Querbinder statt jargonal Fliege. Quer wie Querkopf, wie Querdenker, jedenfalls anders als die anderen mit den Konformo-Langbindern, die so indezent gen Körpermitte deuten. Der Schleifenträger ist kopfbetont, so weit die Botschaft. Dabei war's Madame Pompadour, die sich aus ihrem Miederverschluss ein kesses Halsband bastelte, um ihren Sonnenkönig zu bezirzeln. Keine Saison später steckte tout Europa den Kopf durch die pompadoursche Ur-Schlinge, der Vorläufer von Alfred Bioleks Farfallelook war geboren.

Die abenteuerlustige Frau weiß nicht recht, was sie vom bunten Brummer als Statement halten soll. Ringrichter tragen so was, und Chemiker, damit ihnen die Stoffzunge nicht in der toxischen Suppe hängt. Sie denkt an andere Herren der Fliegen, an James Bond, den das Mascherl ungemein putzt, an Winston Churchill, bei dem der Propeller geschickt vom Taillen-Hüft-Verhältnis ablenkte. Sogar an Reinhard Stuth denkt sie, und dann schnell an die Chippendales. Aber es heißt von der selbst gebundenen (!) Schleife, sie drücke die Tagesstimmung des Trägers aus. Das findet die Frau nun praktisch, Männer reden ja nicht so viel. Und das Beste am Querbinderträger: Er lässt sich nicht auf den Schlips treten.

Claudius Mach erfindet Lieder über sein Publikum, besingt Berufe, Namen und vielleicht auch Querbinderträger: Die Rock-Comedy-Stand-up-Improshow, Sa 4.9., 19.30, Logensaal in den Hamburger Kammerspielen (U Hallerstraße), Hartungstraße 9, Karten zu 15,-/13,- unter T. 45 33 26; www.kuko-kammerspiele.de