Berlin. Annette Humpe hat ein Gespür für Massenkompatibilität. Mit Ideal war sie eine der prominentesten Akteurinnen der Neuen Deutschen Welle. Rio Reiser, das Idol der Hausbesetzer, strickte sie zum "König von Deutschland" um. Zwar musste Reiser sich die Anfeindungen der Fans von Ton Steine Scherben gefallen lassen, doch produzierte Humpe das Album "Rio I." und sorgte für den Sound, der die Solokarriere des einstigen Berliner Revoluzzers im Mainstream einläutete. Den Weg zu platinprämierten Alben ebnete sie auch Lucilectric und den Prinzen.

Und Adel Tawil nutzte sie als gut aussehendes Aushängeschild für das Projekt Ich + Ich, das für Millionenumsätze und regelmäßig ausverkaufte Live-Auftritte sorgte. Ohne Annette Humpe. Die ließ sich auf der Bühne gern vertreten, agierte schon immer lieber im Hinter- als im Vordergrund.

Wer von beiden die Idee für die unbefristete "kreative Pause", die sie nicht als Trennung verstanden wissen möchten, wie es auf der Webseite der Band heißt, hatte, ist nicht bekannt. Nur, dass beide Pläne für die Zeit ohne "Vom selben Stern", "Pflaster" und "Du erinnerst mich an Liebe" haben. Humpe möchte sich der Filmmusik widmen, Tawil ein Soloalbum aufnehmen. Vielleicht legt die Grande Dame der deutschen Popmusik auch da Hand an. Dann ist der Erfolg fast schon garantiert.