Wie Sibel Kekilli als “Tatort“-Kommissarin an der Seite von Axel Milberg ermitteln will

Hamburg. Dass sie mal bei der Polizei laden würde, und noch dazu in Kiel, hätte sich Sibel Kekilli nicht träumen lassen. Im April dieses Jahres kam die türkischstämmige Schauspielerin, die für ihre Rolle in "Die Fremde" mit dem diesjährigen Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde, zum ersten Mal im Leben in die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt. Grund dafür waren die Dreharbeiten zu dem neuen NDR-"Tatort" mit dem Titel "Borowski und eine Frage von reinem Geschmack" (24. Oktober, 20.15 Uhr ARD).

In Kiel wird sie künftig öfter zu tun haben - als Kommissarin Sarah Brandt, die an der Seite von Hauptkommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) in der rauen norddeutschen Landschaft Mordfälle aufklären muss.

Am Freitag stellte sich das neue Team bei einem NDR-Pressetermin erstmals vor. Die Fernsehzuschauer müssen aber noch bis nächstes Jahr warten, um das Duo kriminalistisch arbeiten zu sehen. Kekilli freut sich darauf, und einen Vorgeschmack gibt es schon beim nächsten Kieler "Tatort" im Oktober, in dem Sibel Kekilli freilich noch nicht bei der Polizei arbeitet, sondern ihrem künftigen Partner zufällig begegnet: Bei einem kleinen Unfall wird Borowskis Auto beschädigt, die junge Frau repariert ihm den bejahrten VW Passat. So lernt man sich kennen.

Danach gibt es noch einen Kieler "Tatort" ohne Sarah Brandt, da diese Folge (nach dem Buch von Henning Mankell) bereits gedreht ist, doch von da an soll Kekilli endgültig die Nachfolgerin der Psychologin Frieda Jung (Maren Eggert) werden, die ihrem Partner in Finnland auf geheimnisvolle Weise abhanden gekommen war. "Ich hatte mir vorher nicht vorgestellt, mal ,Tatort'-Kommissarin zu werden, denn wenn man auf eine bestimmte Rolle hofft, geht es meistens schief. Es gibt gewiss sehr viele Schauspieler, die gern beim ,Tatort' spielen würden", sagt Kekilli, die selbst seit Langem Fan der Krimi-Reihe ist und sich den Sonntagabend-Termin möglichst zum TV-Gucken freihält.

Die Idee, sie als Kommissarin zu engagieren, war Axel Milberg gekommen, als er bei Dreharbeiten in Karelien, 20 Kilometer von der russischen Grenze entfernt, der Schauspielerin zufällig begegnet war. "Damals kam ich auf die Idee, dass das mit ihr eine interessante Konstellation sein könnte. Es später beim NDR auszusprechen und auf lauter leuchtende Augenpaare zu stoßen war eins", erinnert sich Milberg, dem kurz vor Beginn der Dreharbeiten dann doch noch leichte Sorgen beschlichen: "Als ich am ersten Drehtag am Rande von Kiel in der Pampa, umgeben von Matsch und Pferdedung, eintraf, dachte ich: O Gott, heute kommt Sibel Kekilli, die gestern noch in New York zum Tribeca-Festival einen Preis entgegengenommen und sich mit Robert De Niro unterhalten hat. Sie wird sich fragen: Was mache ich eigentlich hier?" Die Sorge erwies sich als grundlos, denn als Kekilli eintraf, erwies sie sich als "unglaublich fröhliche, freundliche und liebenswerte Kollegin, die sich in der Kieler Pampa von Anfang an wohlfühlte".

Nun freut sie sich darauf, künftig nicht mehr in einer Nebenrolle aufzutreten, sondern mit Milberg auf Augenhöhe ermitteln zu können. Deshalb wird sie sich in der übernächsten "Tatort"-Folge offiziell bei der Polizei bewerben. "Sind wir uns nicht schon mal begegnet?", fragt Sarah Brandt ihren Partner Klaus Borowski.

Zwischen Borowski und der Psychologin Frieda Jung hatte sich eine sehr komplizierte, aber eben auch sehr persönliche Beziehung entwickelt. Das soll mit Sarah Brandt anders sein. "Es wird wohl eher ein sachliches Arbeitsverhältnis sein, bei dem die gemeinsame Ermittlung im Vordergrund steht", meint Milberg.

Auch vom Typ her unterscheidet sich Sarah Brandt stark von ihrer "Vorgängerin", die nie im Leben kaputte Autos repariert hätte. Kekilli über Sarah Brandt: "Sie ist zupackend, denkt schnell, hat viel weibliche Intuition, kennt sich aber auch mit Computern wie überhaupt mit der neuesten Technik sehr gut aus."

Doch bevor es so weit sein wird, erhält Klaus Borowski in der nächsten Folge noch die Möglichkeit, sich gedanklich von Frieda Jung zu verabschieden: Er erhält einen Brief von ihr, in dem sie ganz offensichtlich die Gründe für ihr geheimnisvolles Verschwinden offenbart. Leider können die Zuschauer nur die ersten Zeilen lesen. Der Rest bleibt ein Geheimnis. "Wir haben lange darüber diskutiert", sagt Axel Milberg, "sind aber zu der Meinung gelangt, dass es am besten ist, wenn es ein Geheimnis bleibt."