Ein Kommentar von Hans-Juergen Fink

Irgendwann kommen im großen Haus an der Kirchenallee die Schauspieler auf die Bühne und alle tragen Schutzhelme. Die gehören aber nicht zur Inszenierung, sondern zum Selbstschutz - falls es in der Obermaschinerie mal zu doll hakt. Die Drehbühne steht dann schon ein paar Jahre still - weil die Ersatzteile fehlen. Regisseure, die ans Deutsche Schauspielhaus kommen, lachen sich tot über das technische Museum, das hier als aktuelle Bühnentechnik vorgezeigt werden muss. Es ist ein Jammer.

In der Galerie der Gegenwart werden Sicherheitsbedenken so ernst genommen, dass Brandschutzklappen nach schon acht Jahren sofort repariert werden müssen, weswegen das Haus für Monate dichtmacht. Nebenan im Schauspielhaus hält man die Theaterleute und das Publikum seit Jahren immer aufs Neue hin und lässt sie improvisieren, bis es irgendwann nicht mehr geht. Liegt es nur daran, dass man im ersten Fall durch die Schließung Geld spart, im zweiten Fall die Sanierung viel Geld kostet?

Es sollte einmal jemand ausrechnen, wie hoch der Imageschaden zu beziffern wäre, den die bundesweite Schlagzeile "Technik überaltert - Schauspielhaus stillgelegt" für die Stadt zur Folge hätte. Und niemand könnte sagen, man habe es nicht gewusst. Bei einer sanierungsbedürftigen Kaimauer, einer maroden Autobahn oder einem defekten Dienstwagen gibt es auch kein jahrelanges Hinhalten. Sind Theater weniger wichtig?