Eine Doku im ZDF über den Mann, der “Nine Eleven“ vorhersah

Es gibt Schicksale, deren tragische Zufälle man keinem Drehbuchautor abnehmen würde. Da gab es zum Beispiel den FBI-Agenten John O'Neill. Mit klarer Weitsicht hatte er die Gefahr erkannt, die vom Terrornetzwerk al-Qaida für die USA ausging. Immer wieder warnte O'Neill, doch immer wieder stießen die Warnungen des Unbequemen und oft selbstherrlich Auftretenden auf taube Ohren. Wie der mythischen Seherin Kassandra glaubte niemand seinen schwarzen Visionen. Frustriert kündigte der FBI-Mann beim amerikanischen Bundeskriminalamt - um als Sicherheitschef beim World Trade Center in New York anzuheuern. John O'Neill wurde am 11. September 2001 unter den Zehntausenden Tonnen der einstürzenden Zwillingstürme begraben. Er starb beim jenem Al-Qaida-Anschlag, vor dem er vergeblich gewarnt hatte.

O'Neills Schicksal steht im Mittelpunkt des ersten Teils der Dokumentation "Der 11. September - Die wahre Geschichte", die das ZDF heute ausstrahlt. Der zweite Teil mit dem Titel "Der Tag des Terrors" folgt am 31. August.

Der furchtbarste Anschlag in der amerikanischen Geschichte ist noch immer von Spekulationen und allerlei kuriosen Verschwörungstheorien umrankt. Die zweiteilige, aufwendig hergestellte Doku wartet mit neuen Erkenntnissen und szenischen Rekonstruktionen auf, lässt Zeitzeugen zu Wort kommen und begibt sich auf die Spur der Attentäter, vor allem auf die Mohammed Attas. Der Ägypter mit saudischem Pass, der zynischerweise in Hamburg Städteplanung studiert hatte, steuerte am 11. September eine Passagiermaschine in den Nordturm des WTC.

Der erste Teil des atmosphärisch dichten Films befasst sich vor allem mit der Vorgeschichte dieses beispiellosen Terroraktes. Die Autoren, Marc Brasse und Florian Huber, wollen zudem beweisen, dass al-Qaida den Anschlag auf das World Trade Center über Jahre vorbereitet hat.

Dieser rote Faden des Zweiteilers ist gewiss keine weitere Verschwörungstheorie; dass amerikanische und andere westliche Dienste die sich deutlich abzeichnende Gefahr sträflich unterschätzt hatten, ist eine Tatsache. Als 1993 im World Trade Center eine Bombe explodierte, sechs Menschen starben und mehr als 1000 verletzt wurden, sah die US-Regierung dies als einmaligen Vorgang an. Heute wissen wir: Es war eine Art Testlauf.

Der 11. September ZDF, 20.15