Das Musikfest Bremen bringt die Region zum Klingen

Bremen. Große Namen sind angekündigt, wenn heute das Musikfest Bremen beginnt, von der ortsansässigen Deutschen Kammerphilharmonie Bremen bis zu dem belgischen Dirigenten Philippe Herreweghe, vor allem aber: aufregende Programme. Die Konzerte verästeln sich weit über die Stadtgrenzen hinaus bis zu einem kleinen "Insel-Musikfest" auf Spiekeroog.

Am ohrenfälligsten ist die Verbindung von Musik und Ort beim neuen Arp-Schnitger-Festival. Der berühmte Orgelbauer des 17. und frühen 18. Jahrhunderts, Hamburgern geläufig durch die Orgel von St. Jacobi, stammte aus der Wesermarsch. Ein Orgelwettbewerb und sieben Konzerte folgen seinen Spuren; einige seiner bedeutendsten Instrumente hat Schnitger im Bremer Umland geschaffen.

Thomas Albert, Gründer und Intendant des Festivals, spricht von einem Orgelparadies. "Ich kenne die Orgeln schon aus Kindertagen, als man sich noch den Schlüssel beim Dorfobersten geholt hat", sagt er. "Aber erst jetzt gibt es das Bewusstsein: Wir haben zwar keinen Rembrandt in Norddeutschland, aber wir haben Schnitger."

Albert kann seine Herkunft aus der Alten Musik nicht verleugnen. Handverlesen ist seine Auswahl an Künstlern der Szene; dieses Jahr setzt er einen Schwerpunkt auf französischen Interpreten vom Countertenor Philippe Jaroussky bis "Le Cercle de l'Harmonie" unter Leitung von Jérémie Rhorer. Dabei geht es Albert nicht um Museales: "Alte Musik ist Neue Musik", sagt er - will heißen, ihre Berechtigung zieht jede Musik daraus, dass sie im Konzert wie frisch komponiert klingt. So kommt es, dass das Orchester Anima Eterna die "Symphonie fantastique" von Berlioz auf historischen Instrumenten spielt oder das Quatuor Ebène zwischen Klassik, Jazz und Rock changiert.

Und das Ensemble "Alarm Will Sound" wartet mit Zeitgenössischem auf - übrigens nicht in Bremens weltberühmtem Konzertsaal, der Glocke, sondern in einem ehemaligen Lagerhaus. BLG-Forum nennt es sich heute und liegt im neuen Überseequartier. Dort hat Albert die ebenfalls neue Reihe "Surprise" angesiedelt, die mit legerem Rahmen und niedrigen Preisen jüngeres Publikum anziehen will. Zur Eröffnung schwärmt das dreiwöchige Festival in die Stadt aus. Unter dem Motto "3 aus 21" können sich die Hörer aus drei Schichten mit jeweils sieben Konzerten ihr eigenes Programm zusammenbasteln. Jeder nach seinem Geschmack.

Ob das "Capriccio Stravagante" mit französischem Barock oder das "Orchestre les Siècles" mit Strawinsky - die "Große Nachtmusik" ist handgemacht, genau wie das ganze Festival. "Ich will keine Meterware", sagt Albert. "Ein Festival muss Dinge machen, die die anderen sich nicht trauen." Wer nicht bereit ist, über ein exklusives Programm nachzudenken, dem sagt er eben ab.

Dieses Ethos trifft man längst nicht bei jedem Festival an. Albert aber hat sich damit viel Unterstützung erarbeitet. "Wir haben ein treues Publikum und ein sehr gutes Verhältnis zur regionalen Wirtschaft. Das Festival wirkt identitätsstiftend", sagt er. "Die Landschaft ist geprägt von Backstein, blauem Himmel mit Sturmwolken, Wasser - und von den Orgeln."

Große Nachtmusik heute 19.30, 21.00 und 22.30. Das Musikfest Bremen läuft vom 21.8. bis 11.9., Karten zwischen 15,- und 105,-, 66,- Einheitspreis für die Nachtmusik. Ein Shuttleservice fährt zu den Veranstaltungsorten, zentraler Abfahrts- und Ankunftsort am Veranstaltungstag ist vor der Glocke an der Domsheide. Weitere Informationen unter T. 0421/33 66 99 oder www.musikfest-bremen.de