Über Kartenhaie , Nepper, Rocker und Bauernfänger

Die beiden größten menschlichen Fehler: Versäumen und Übereilen. Das zeigt sich besonders am Vorverkaufsschalter für Konzertkarten.

Wer sich für gewisse Termine nicht schnell genug am Schalter oder am Internet-Button anstellt, schaut gern mal auf ein "Ausverkauft"-Schild oder auf den Pfeiler des letzten sogenannten "Hörplatzes mit Sichtbehinderung" in der Laeiszhalle. Man kann aber auch übereilt losrennen.

90 Euro für einen Solo-Akustik-Gig mit 5,80 Euro Produktionsaufwand

Unvergessen ist das Konzert von Neil Young im April 2003 im CCH, der vielleicht dreisteste Nepp in Hamburgs Rockgeschichte. Der gute Herr Young verlangte nämlich damals 90 - in Worten: neunzig - Euro aufwärts. Für einen Solo-Akustik-Gig mit 5,80 Euro Produktionsaufwand, wohlgemerkt! Nachdem immerhin geschätzte 1000 wohlhabende oder verzweifelte Fans auf dieses verrückte Pferd gesetzt hatten, begannen die Veranstalter zwei Tage vor dem Soundcheck damit, die Karten für die Hälfte des Preises zu verkloppen. Das Gleiche passierte wenige Wochen später noch einmal bei Paul McCartney, der aber trotz - hüstel - Schleuderpreisen die AOL-Arena ... HSH-Nordbank-Arena ... Imtech-Arena ... das Ding im Volkspark nicht füllen konnte.

Queens Of The Stone Age sind immer ihr Geld wert gewesen

Für eine Band jedenfalls lohnt sich der frühe Kauf einer Karte immer: Queens Of The Stone Age. Die beste Rockformation dieser Zeit. Seit 1997 schreibt Ex-Kyuss-Gitarrist und QOTSA-Boss Josh Homme, ein Sohn der Mojave-Wüste aus dem kalifornischen Joshua Tree, Hymne auf Hymne: "Avon", "Mexicola", "The Lost Art Of Keeping A Secret", "Go With The Flow", "Make It Wit Chu" und viele weitere Songs für die Ewigkeit vereinen auf einzigartige Weise Härte, Melodiösität, Melancholie und Marihuana. Was beim Schreiben übrig bleibt, verbrät er mit den Eagles Of Death Metal, Masters Of Reality oder Them Crooked Vultures.

Kein Wunder, dass die vergangenen Hamburg-Konzerte in der Großen Freiheit 36 schon Wochen vorher ausverkauft und ihr Geld wert waren - obwohl Homme an einem Abend nach 70 Minuten kollabierte.

Jetzt kommen die Wüstenrocker in den Stadtpark, die 4500 Tickets (39,90 Euro) sind längst vergriffen. Vielleicht sehen wir dort auch "Ratte". "Ratte" sieht nicht nur so aus wie der gleichnamige Gauner-Charakter aus "Bang Boom Bang", er verhält sich auch so. Seit Jahren steht er mit einem Pappschild vor jedem Konzertsaal, Klub, Fußballstadion oder jeder Eishockey-Halle. Auf dem Schild steht "Suche Karte", und geschickt luchst er Besuchern, die aus Krankheits- oder Termingründen eine Karte übrig haben, Tickets unter Einkaufspreis ab.

Anschließend wird das Schild auf "Habe Karten" gedreht und die Billetts mit Gewinn - vor allem bei ausverkauften Veranstaltungen - wieder verhökert, unbehelligt von Ordnern und Beamten. Was will man schon nachweisen. Andere Schwarzmarkthändler kaufen bei Eventim, Ticketmaster und Co. ganze Blöcke auf und verstopfen damit anschließend Ebay - nur falls Sie sich wundern, warum manchmal bei angeblich ausverkauften Konzerten ganze Sitzreihen leer bleiben. Bei Ebay kursieren jedenfalls zahlreiche QOTSA-Karten für den Stadtpark.

Mit Portalen wie fansale.de ist man vielleicht sicherer beraten. Denn seit nahezu alle Konzertkarten computergeneriert werden und damit gleich aussehen, sind auch Fälschungen schwer in Mode gekommen - und spezielle Formen des Reinschummelns am Einlass. Manche machen sich einen Sport daraus, zu "Rock am Ring" zu fahren. Mit einer Karte für "Die drei ???".

Queens Of The Stone Age Mi 25.8., 19.00, Stadtparkbühne (S Alte Wöhr), Saarlandstraße, ausverkauft; www.qotsa.com