Seit ein paar Wochen wird mein persönlicher Radweg, der Gehweg vor der Eppendorfer Landstraße 165, dreist versperrt. Wo früher freie Fahrt herrschte, stehen nun Möbel herum. Was soll das? Also mal anhalten und auf den Esstisch hauen: "Die Karte, bitte."

Das neue Lokal mit dem puristischen Namen Die Pizzeria hält Wort und serviert genau das. Neben neun verschiedenen Sorten kann man ein bisschen Pasta und drei Salate bekommen, als Nachtisch Tiramisù, Pannacotta und Crème brûlée (je fünf Euro), that's it. Herrlich. Menükarten im "Buddenbrocks"-Umfang schrecken mich von jeher ab. Hier jedoch fällt die Auswahl leicht, man nimmt einfach das, was fast jeder Gast auf dem Teller hat: Pizza Prataiola mit Parmaschinken, Champignons, Rucola und Parmesansplitter für zehn Euro. Oder Tonno e cipolla für 15 Euro. Nur kurze Zeit später liegt sie da: knusprig dünn, der Thunfisch kommt nicht aus der Dose, sondern wird in kurz angebratenen Sashimischeiben serviert, genau die richtige Dosis Mozzarella. Gutes kann so simpel sein.

Für die Inneneinrichtung des von Uli Dunker und Michael Pohanke geführten Restaurants gilt das gleiche. Drinnen 40 Plätze und alte, an Jugendstil erinnernde Fliesen, die aber neu sind. Draußen die neuen, schweren Tische und Bänke, die aber alt sind. "Aus Schiffsplanken gezimmert, die schon alle Weltmeere gesehen haben", erklärt Pohanke, der direkt nebenan auch das Klopstock führt, in dem es typische Hausmannskost gibt. "Aber nach 16 Jahren Bratkartoffeln hatte ich mal Lust auf etwas Modernes." Die Nachbarschaft anscheinend auch, denn seit der Eröffnung im Juni war drinnen als auch draußen regelmäßig der Bär los.

In jeder Stadt gibt es ja gefühlte 30 Mal "diese Pizzeria an der Ecke". In Eppendorf, das aufgrund seiner fast ländlichen Idylle immer ein bisschen auf anders macht, fehlte dieses lukullische Pflichtprogramm. Früher hätte es die Martini-Pizzeria gegeben, das Restaurant sei "einfach legendär" gewesen, erzählt der Mann auf der Schiffsplanke neben mir. Aber vor ein paar Jahren war dort der Pizza-Ofen aus und das moderne Neo zog ein. "Seitdem haben wir hier auf einen würdigen Martini-Nachfolger gewartet." Die beiden Frauen gegenüber nicken glücklich, ihr Warten auf Pizza und Pinot Grigio hat offensichtlich ein glückliches Ende gefunden. Und weil ich gerade so viel gelernt habe, wollen mich die netten Banknachbarn jetzt noch über den ebenfalls besonderen Geschmack des Grünen Veltliner aufklären. Gut, dass ich mit dem Rad war.

Die Pizzeria Di-So 12.00-24.00 Uhr, Eppendorfer Landstraße 165 (U Kellinghusenstraße), T. 46 77 65 66