Broken Bells verzaubert live mit verwunschenem Retro-Folk

Hamburg. Es beginnt mit einer psychedelischen Kakofonie. Sieben Musiker drängen sich auf der Bühne, lassen Keyboards schnurren und Gitarren verzerren. Lampengebilde wabern über die Leinwand im Hintergrund des zum Bersten gefüllten Uebel & Gefährlich. Brian Burton, besser bekannt unter dem Namen Danger Mouse, entlockt seinen Tasten ein paar krude Geräusche. Neben ihm greift James Mercer ein paar Folkakkorde auf den Saiten.

Nach dem Intro bricht das göttliche Gebimmel der Broken Bells los. Die perlenden Sixties-Keyboardläufe von "The High Road", der grenzenlos entspannte Hippie-Gestus von "Vaporize" oder der Beat von "The Ghost Inside", in deren Bridge sich unsichtbare psychogene Substanzen in Form von Piano- und Geigenklängen auszubreiten scheinen.

Musikalische Rauschmittel, die bei einigen Besucherinnen eine gefährliche Ekstase entfesseln. "Germany loves you", kreischt eine von ihnen. "And we love Germany", murmelt James Mercer schüchtern in seinen Bart. Kompagnon Danger Mouse jettet derweil mit sturem Gesichtsausdruck zwischen Keyboard und Schlagzeug hin und her. Ob die jungen Frauen am Ende der Show noch bei Stimme waren, ist nicht überliefert.

Verstehen kann man es ja. Für viele ist "Broken Bells", das Debüt der kuriosen Arbeitsgemeinschaft des New Yorker Musikproduzenten und des Sängers der Alternative-Kapelle Shins, schon jetzt das Indie-Album des Jahres. Kein Wunder, haben sich hier doch zwei Könner ihres Fachs zu einer Retrosoul-Supergroup liiert.

Und diese Fusion funktioniert konzertant aufs Glänzendste. Die im Grunde recht einfach gebauten Songs strahlen eine fast altmodische Süße, eine Seligkeit und einen Zauber aus, wie er so gar nicht in unsere hektische Urbanität zu passen scheint. Er enthebt in einen Pophimmel der puren Harmonie. Das wunderbar melancholische, an die Anfänge des 80er-Jahre-Britpops erinnernde "Mongrel Heart", durchweht ein Hauch vom Pathos einsamer Westernhelden. Aber auch dieser wird nach geschlagener Schlacht friedlich lächelnd in einen Sonnenaufgang reiten.

Die Band hat ja erst ein Album herausgebracht, da heißt es für das Live-Set ein wenig wildern in fremden Gefilden. Das tut Broken Bells mit "Crimson & Clover", einem Cover von Tommy James & The Shondells. Es fügt sich ideal in den Reigen beglückender Blumenkinder-Lieder.