Hamburg. Ein Mann. Eine Gitarre. Manchmal braucht es nicht mehr, um einen Saal in kontemplativen Rausch zu versetzen. So geschehen beim Auftritt des schwedischen Songwriters The Tallest Man On Earth beim Sommerfestival auf Kampnagel.

Der größte Mann auf Erden sieht aus wie der junge Chris Isaak, singt wie Bob Dylan und spielt sich auf der akustischen Gitarre virtuos um sein Leben. Seine poetischen Miniaturen wie "The Wild Hunt" vom gleichnamigen Album arrangiert er live so betörend, dass die zahlreich erschienenen kunstaffinen Musikfans erschaudern. Der Musiker, bürgerlich Kristian Matsson, ist vor allem Geschichtenerzähler. Er singt von Löwenherzen, die auseinanderbrechen, von Geistern, die sich verstecken, von einsamen Paradiesen. Aus alltäglichen Begebenheiten schürft er funkelnde Klangdiamanten. Mit süffisanter Ironie versetzt er sein Instrument in Galopp, möchte Stiefel aus Barcelona tragen und der "King of Spain" sein.

Auf der letzten Station seiner Tournee bedient er erstmals live das Piano. Die Expressivität seiner Stimme setzt einen charmanten Kontrapunkt zu den einfachen Akkorden von "Kids On The Run". Der größte Mann auf Erden ist zugleich der höflichste. Mehrfach entschuldigt er sich für sein durchgeschwitztes Hemd. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen.