Zwiespältig: Bobby McFerrin und die NDR Bigband beim Schleswig-Holstein Musik Festival - da blieb viel Potenzial ungenutzt.

Lübeck. Es war ein klanglich überwiegend sanfter, stilistisch dafür umso wilderer Ritt durch die Welt der Musik zwischen Frédéric Chopin und Charlie Parker, Cole Porter und brasilianisch inspirierter Human Beat-Box, den der amerikanische Arrangeur Gil Goldstein auf Einladung des Schleswig-Holstein Musik Festivals für die NDR Bigband und Bobby McFerrin angerichtet hatte.

Der Titel "CHOPinmcferrIN" legte bereits nahe, der weltberühmte Sänger und Anstifter zum spontanen Kollektivgesang in seinen Konzerten habe eine besondere Affinität zu Chopin. Goldstein gab der vermeintlichen Seelenverwandtschaft noch weitere Nahrung durch den Hinweis auf Chopins Verwurzelung in (polnischer) Folklore, seine Liebe zur menschlichen Stimme und die Vorliebe für die Improvisation. All dies gelte auch für den Sänger, der sich in erster Linie als Folk-Musiker sehe.

Wenn Bobby McFerrin das warme, starke Licht seiner Stimme über die mit leichter Hand vernähten Mazurken, Nocturnes und Préludes goss, entstanden immer wieder bezaubernde musikalische Momente. Aber oft sang er nur Note für Note die Oberstimme - natürlich überirdisch schön, und danach hatte er wieder Pause. Über weite Strecken herrschte der Eindruck vor, dass hier ein Diamant in einer liebevoll gearbeiteten, aber nicht ganz passenden Fassung allzu viel ruhte, und auch die Fassung selbst wirkte unfroh.

Die NDR-Saxofonisten etwa hatten in Goldsteins fein ausgehörten Ensemble-Klängen mehr Flöte zu spielen als Saxofon, und wenn der Dirigent sich das Akkordeon umhängte, saßen die Bläser oft untätig und mussten ihm und den Kollegen in der Rhythmusgruppe zuhören. Bei einem ausgelassenen Trialog zwischen McFerrin und den beiden Perkussionisten Marcio Doctor und Alex Acuna und einem Mini-Duett zwischen dem Pianisten Vladislav Sendecki und dem Sänger blitzte für ein paar Augenblicke auf, welches Potenzial in dieser Begegnung ungenutzt blieb.