St. Nikolai. Platz für großartige Musik ist auch in kleineren Formationen vorhanden, Kammerorchester können bei diesem Repertoire genüsslich und in jeder Epoche aus dem Vollen schöpfen. Für ihr Sommerprojekt hat die Kammerphilharmonie Hamburg drei reizvolle Ausnahmestücke ganz unterschiedlicher Komponisten kombiniert. Reizvoll auch, weil die drei Werke Rückblick, Meisterschaft und Vision ihrer jeweiligen Entstehungszeiten stilistisch formvollendet vertonten.

Mit seiner Suite "Aus Holbergs Zeit" griff der norwegische Spätromantiker Grieg Form- und Tonsprache des Spätbarock auf, die Sätze haben so altertümelnde Titel wie Sarabande, Gavotte oder Air. Dass Wagners weit ausholende Handschrift auch bei nur einer Handvoll Musiker gut erkennbar ist, beweisen seine "Wesendonck"-Lieder - fünf Gedichte für eine Frauenstimme, stilistisch und zeitlich nahe Verwandte der Oper "Tristan und Isolde". Wagners typisch unbescheidene Meinung dazu: "Besseres habe ich nie gemacht." Eigentlich waren sie für Klavierbegleitung gedacht, erklingen hier aber in einer Bearbeitung für Streichsextett. Und Schönbergs "Verklärte Nacht" war erst dessen Opus 4, aber schon ein Werk von visionärem Mut, das die Schwelle zur Moderne selbstbewusst überschreitet.

Das Kammerensemble wurde Anfang der 1990er-Jahre von spielfreudigen Studenten der Hamburger Musikhochschule gegründet. Die musikalische Leitung hat der Cellist Alexander Merzyn, der mittlerweile auch zum "Conductor in progress" der Rheinischen Philharmonie Koblenz berufen wurde. Solistin des Konzerts ist die Sopranistin Nadja Klitzke.

Hamburger Kammerphilharmonie , heute, 20 Uhr, St. Nikolai am Klosterstern (U Klosterstern), Harvestehuder Weg 118, Eintritt: 15 Euro.