Ein grandioses Pop-Jahrzehnt wird in dem üppigen Bildband “Beatles to Bowie“ von Terence Pepper festgehalten: die aufregenden 60er-Jahre.

Die Ikonografie des Pops sollte man chronologisch behandeln. So wie sich die Musik der Populärkultur verändert, wandelt sich auch das Aussehen ihrer Träger. Es ändert sich der Blick (sowohl der durch die Linse als auch der auf die Stars). Die Inszenierung der Musiker ist auf eine Weise die gleiche geblieben: Interessant müssen sie halt irgendwie rüberkommen, aufregend, verwegen.

Und manchmal auch kreuzbrav, dämlich grinsend, seltsam posierend. Aber die Haltungen, Styles und popkulturellen Codes änderten sich in den 60ern von Jahr zu Jahr. Popmusik ist ein nationaler Schatz der Engländer, weshalb sich unlängst die National Portrait Gallery in London um das Fotoalbum der aufregendsten Zeit der Popmusik verdient gemacht hat. Die Ausstellung "Beatles to Bowie. The London 60s Photographs" ist eine Schau der ästhetisch einmaligen, imageprägenden und epochemachenden Fotos der Popszene aus den swingenden 60er-Jahren. Bands wurden geboren: die Beatles , die Rolling Stones, Small Faces, The Who und The Kinks. Und es gab die Solokünstler: Bob Dylan etwa, er kam aus Amerika oder Dusty Springfield, Cliff Richard, David Bowie.

In Szene gesetzt wurden sie von den großen Fotografen der Zeit, von Cecil Beaton etwa oder David Bailey. Die Klassiker - leidlich begeisterte Musiker stehen herum und blicken in die Kamera - sind reichlich vertreten. Schmunzeln muss man angesichts der Frisuren und Kostüme, wie sie Lulu und Marianne Faithfull trugen. Man sieht die existenzialistische Strenge der Moody Blues, die Breitbeinigkeit der Yardbirds. Und die Metamorphose David Bowies, durch den, wie Jon Savage im Vorwort schreibt, scheinbar sämtliche Spielarten der Pop-Industrie in den 60ern hindurchflossen: R&B, Pop Art, Mod Soul, Music Hall, Singer-Songwriter.

Zu sehen ist er als Chamäleon. 1965, nach einer Phase als Rocker, schlug er als gestylter Mod mit toupiertem Franzosenschnitt auf. Ein Jahr später blickt er streng und klassisch, um am Ende des Jahrzehnts als Lockenkopf mit Glitzerjacke wiedergeboren zu werden, dessen "Space Oddity" auf die Mondlandung reagierte. So komprimiert wie die Popkultur des Jahrzehnts ist diese Wandlung Bowies. Leider haben sich in die Texte Unsauberkeiten (etwa in den Song-Schreibweisen) geschlichen, das schmälert nicht den Gesamteindruck: ein schönes Kompendium.

Terence Pepper (Hg.) Beatles to Bowie. The London 60s. Schirmer/Mosel. 208 S., 46 Euro.