Die FrauenFreiluftGalerie stellt ihr neues Wandbild zum Thema “Frauen in der Hafenlogistik“ vor. Malerin Hildegund Schuster hat es geschaffen.

Hamburg. In einer Glaskanzel auf der Containerbrücke. Ein konzentrierter Blick für eine präzise Arbeit, lediglich über einen Joystick werden 40 Meter weiter unten 60-Tonner bewegt. Ein harter Job, möchte man meinen, doch wer sitzt dort oben? Eine Frau.

Zu sehen ist diese CT-Fahrerin auf einem gut 28 Meter langen und zwei Meter hohen Wandbild, das sich am Elbufer an einer Stützmauer gegenüber vom alten Hafenbahnhofscafé entlangstreckt. Die Szene ist nur eine von mehreren auf der Collage, die die Malerin Hildegund Schuster derzeit für die FrauenFreiluftGalerie anfertigt. Realistisch, gleichwohl mit reduzierten, meist kantigen Formen und gedeckten Farben, setzt sie verschiedene Situationen nebeneinander.

Das Wandbild reflektiert die Gegenwart: Seit 2006 werden zehn Frauen bei der Hamburger Hafen und Logistik AG als Brücken- oder Van-Carrier-Fahrerin ausgebildet. Bisher dominierten Männer diesen Arbeitsbereich. Zum 125. Jubiläum der HHLA gibt es eine weitere Neuheit: Erstmals arbeitet in einer der vier Logistikabteilungen, im Pack- und Service-Center, neben einem Mann auch eine Frau.

So vollziehen sich am Hafen nicht nur bautechnische Veränderungen, indem der traditionelle Hafenumschlag modernen Bürogebäuden, der sogenannten Perlenkette am Hafenrand (ehemaliger Baudirektor Egbert Kossak), weichen muss; auch in der Lebens- und Arbeitswelt Hafen findet ein Wandel statt. Denn die raue Hafenwelt wird durch eine Technisierung der Arbeitsprozesse auch als Arbeitsplatz für Frauen zugänglich gemacht.

Diesem Thema hat sich die Gruppe "Frauenwandbilder im Hafen" angenommen. 1994 hatten sich die Hamburger Kunst- und Kulturhistorikern Elisabeth von Dücker, die Malerin Hildegund Schuster sowie die Sozialwissenschaftlerin Emilija Mitrovic zu diesem Trio zusammengefunden. Sie entdeckten, wo Frauen überall anzutreffen sind: in der Fischindustrie, auf den Schiffen, als Putzfrau oder Prostituierte am Straßenstrich. Um die Ergebnisse ihrer Arbeit der Allgemeinheit zu vermitteln, riefen sie das Projekt "FrauenFreiluftGalerie" ins Leben. Insgesamt zwölf Freiluftbilder von vier Künstlerinnen erstrecken sich inzwischen vom Fischmarkt bis nach Neumühlen.

Immer auf der Suche nach der perfekten verfügbaren Mauer, arbeiten die Frauen ehrenamtlich, lediglich getragen von privaten und öffentlichen Fördermitteln. "Das Unsichtbare sichtbar machen", sieht von Dücker als ihre Aufgabe. "Es soll Aufklärungscharakter haben, aber eben nicht mit dem Zeigefinger: Wer sich dafür interessiert, schaut hin, wer nicht, der geht eben daran vorbei." Beim Spaziergang am Elbufer lohnen sich offene Augen; gerade für diese etwas andere Perlenkette.