Sheryl Crows siebtes Studioalbum “100 Miles From Memphis“ setzt aufs große Gefühl, klingt dabei aber stellenweise arg überproduziert.

Der Name Memphis hat Klang. Denn dahinter verbirgt sich nicht nur eine Stadt am Mississippi, sondern auch Musikgeschichte. Elvis Presley lebte hier und sang in den Sun Studios seine großen Hits, in den 60er-Jahren entstand hier der Southern Soul des Stax-Labels, den Otis Redding und Aretha Franklin berühmt machten, B.B. King betreibt an der Beale Street einen Blues-Club, unzählige Blues-, Soul- und Rockmusiker nehmen bis heute in den Studios auf.

Mit der Musik aus der Stadt im Südwesten von Tennessee wurde auch Sheryl Crow groß. Die Sängerin kam in Kenneth im benachbarten Missouri zur Welt, "100 Miles From Memphis", wie sie ihr aktuelles siebtes Studioalbum genannt hat. In der Vergangenheit war die Musik der 48 Jahre alten zierlichen Sängerin eher von Rock und Country geprägt, erst mit "100 Miles From Memphis" traut sie sich, ein Soul-Album aufzunehmen. Sich in dieses Genre zu begeben, bedeutet für eine weiße Künstlerin durchaus ein Wagnis, doch Sheryl Crows Stimme hat dieses typische Südstaaten-Flair und ein dunkles Timbre, das man benötigt, um Soul singen zu können.

Schon die Auftaktnummer "Our Love Is Fading" macht schnell klar, wohin die Reise mit dieser Platte geht: Bläser, wie sie typisch für den Memphis-Sound sind, geben der Nummer einen warmen Klang, in der Crow über das Ende einer Liebe singt. Während sie früher oft richtige Geschichten erzählt hat, geht es in den neuen Songs offensichtlich vor allem darum, Gefühl auszudrücken: Liebe, Leidenschaft, Sexualität sind die Themen des Genres. Der Titelsong ist ein sehnsuchtsvolles Liebeslied mit einem lässigen Beat, die Ballade "Roses And Moonlight" romantischer Ausdruck für innige Zweisamkeit, "Stop" wiederum drückt aus, wie die Welt sich weiter dreht und die Liebe sich verflüchtigt.

Als Produzenten hat Sheryl Crow sich den Gitarristen Doyle Bramhall II geholt, der in der Band ihres ehemaligen Gefährten Eric Clapton spielt. Obwohl die zwölf Songs mit Musikern live im Studio eingespielt wurden, klingen einige im ersten Teil der Platte etwas überproduziert. Ein gutes Händchen beweist Crow bei der Auswahl der Songs, die sie nicht selbst geschrieben hat. Als Hommage an Michael Jackson covert sie "I Want You Back" und auch Terence Trent D'Arbys herrliche Schnulze "Sign My Name" interpretiert sie neu. Bei den Aufnahmen dazu schneite Justin Timberlake ins Studio herein und sang mit. Geboren und aufgewachsen ist er übrigens in Memphis.