"Ich bin ein Gewürz in diesem großen Spiel." Wieder einer dieser nur oberflächlich albernen Sätze, mit denen Jonathan Meese dutzendweise aufwartet. "Gedanken sind viel zu langsam für die Oper", erklärte der für seine vermeintliche Exzentrik bekannte Künstler, kurz bevor die "Dionysos"-Oper von Wolfgang Rihm bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt wurde. Während Rihm und Noch-Intendant Jürgen Flimm bei diesem Künstlergespräch über die Inspirationsquelle Nietzsche und den Rest der Welt philosophierten, war Meese trotz der Kasperle-Gesten anzusehen: Hier ist einer erschüttert vom Möglichkeitsraum und der Freiheit, die seiner Kunst erlaubt wurde. Mutter Meese, gutbürgerliche Muse des Trainingsjacken-Trägers, darf bei diesem Treffen natürlich nicht fehlen.

Von Oper hat der 1970 in Tokio geborene und in Ahrensburg aufgewachsene Künstler eigentlich keine Ahnung. Macht aber nichts, das wäre nur hinderlich. "Kunst ist Chef", sagt Meese. Er will Welten schaffen, die es nicht gab, seine Kunst braucht Bühne. Sie ist Bühne. In Salzburg hat er eine großartige Gelegenheit dazu, denn auch Daniel Richter, Kumpel aus gemeinsamen Hamburger Zeiten, ist hier als Raumbauer aktiv. Gerade hat Meese signalisiert, dass er über eine Auszeit nachdenkt. Luft holen, durchatmen, zur Ruhe kommen. Es wird ihm hoffentlich gelingen. Einer wie er würde jetzt auch der Oper fehlen.