Janelle Monáes Power-Debüt mit “The Archandroid“

Die Tolle, so wird sie genannt. Wegen ihres eindrucksvoll zum Gebirge aufgetürmten Haares. Mindestens so steil ragt der Soul empor, den Janelle Monáe auf ihrem lang erwarteten Debüt "The Archandroid" fabriziert. Der große James Brown scheint in ihr in einer Marlene-Hose reinkarniert. Von den 18 Songs klingt keiner wie der andere. In zwei orchestralen Suiten stehen lässig hingepinslte Balladen neben asymmetrischen Rhythmen.

In Atlanta, der Metropole des denkenden Hip-Hop, wurde Frau Monáe von Big Boi, einer Hälfte des Duos Outkast, entdeckt, das inzwischen Geschichte ist. Ihr Beitrag zum Soundtrack des Films "Idlewild" inspirierte sie, ihre bislang erschienene 5-Track-EP "Metropolis" 2007 aus den Ingredienzen Old-School-Funk, zackigen Raps und hysterischen 20er-Jahre-Styles zu destillieren.

Schon dort entwickelte sie eine Kunstfigur, die Androidenfrau Nummer 57821, genannt Cindi Mayweather, die mit einer DNA Monáes unterwegs war. Weil sie einen Menschen über biomechanische Gattungsgrenzen hinweg liebte, wurde sie aus der Androidengemeinschaft des Zukunftsstaates Metropolis verstoßen. Als wieder erwachte Hip-Hop-Prinzessin darf sie nach einem Zeitsprung nun endlich lieben, singen und tanzen. Auf dem von Sean Combs, besser bekannt als Puff Daddy, produzierten Debüt behauptet sich Cindy in der Menschenwelt und befreit diese von grausamen Unterdrückern. Verführerisch wie in einem James-Bond-Soundtrack der 60er-Jahre schmachtet uns Monáe in "BaBopByeYa" an. Sie gibt die Drama-Queen in "Cold War". Oder sie verführt uns in "Tightrope" gemeinsam mit Big Boi zum befreiten Tanzen.

Anders als die Beyoncés und Rihannas dieser Welt surft sie virtuos und clever zwischen Stilen, Genres und Epochen. Auch vom ewig jungen Prince hat sie eine Prise Dirty-Funk einfließen lassen. Befreit und kämpferisch, aber doch sehr sexy. Einfach toll, diese Frau mit der Tolle.

Janelle Monáe The Archandroid (Warner); www.jmonae.com