Als ich die Tüte öffne und die Milch einen Schwall Luft-Melksaft-Gemisch nach mir spuckt, ahne ich: Es wird einer dieser Tage, an denen Verpackungen den Aufstand proben.

CD-Folien werden ihr Aufreißbändchennippelnupsi verstecken, und wenn man es gefunden, den Finger wund geknibbelt und das Zellophanfädchen drei Millimeter bewegt hat - wird es reißen. Ich werde mit den Zähnen, Fingernägeln und Tomatenmesser versuchen, die Knisterhülle abzuschälen; nur um mich beinahe zu entleiben, während der Deckel abbricht und die CD unters Sofa kullert. Später werden sich Spüli und Waschmitteltüten in den spuckenden Widerstand einreihen. Die Ketchup-Quetschflasche spuckt dagegen nicht: Sie wird sich für ein Pupskissen halten und bis auf peinliche Flatulenzen keinen Tropfen Rotes hergeben.

Anhängliche Preisetiketten werden sich weigern, ihr Terrain zu verlassen, auch unter Föhngewalt. Oder sie nehmen beim Lösen die Hälfte des Inhalts mit. Buchrücken, Pralinenschachtel, Käsepapier samt Camenbert: sehen alle aus wie schlecht enthaart. Oder es bleibt ein für immer klebriges Rechteck zurück, dem weder Terpentin noch die Atombombe etwas anhaben kann. Außer Kontrolle: die Hartplastik-Ungetüme, in denen besonders kleine Dinge besonders großzügig verknastet werden. Die Kanten der einbruchssicheren Plastikmonster eignen sich auch für Notoperationen.

Die Zivilisation hat Raumfähren, iPads und die Bauchwegstrumpfhose hervorgebracht. Aber keine Verpackung, die so geschmeidig zu öffnen ist wie etwa - die Banane. Oh du Banane, du Göttin aller Tüten!

Nach diesem Plädoyer wurde meine Milch sauer. Natürlich.

Außer Kontrolle Staatsminister stolpert über Seitensprung, Leiche und Liebeswahn, Farce von Ray Cooney, Premiere Fr 30.7., 19.30, dann bis 12.9., Komödie Winterhuder Fährhaus (U Hudtwalckerstraße), Hudtwalckerstr. 13, Karten 10,50 bis 45,- unter T. 48 06 80 80; www.komoedie-winterhuder-faehrhaus.de