Eine Glosse von Tino Lange

Das Verhältnis zwischen Rockstars und Tauben ist nicht das allerbeste, seit Ozzy Osbourne 1981 während eines Streitgesprächs mit der Plattenfirma CBS einer mitgebrachten "Friedenstaube" den Kopf abbiss. Jetzt haben sich die Federviecher gerächt und die US-Rocker von Kings Of Leon bei einem Konzert in St. Louis so lange bombardiert, bis die Band die Nase voll hatte und das Konzert abbrach.

Das lange Kapitel merkwürdiger Konzertabbrüche hat so neue Nahrung bekommen. Die knallharten britischen Black-Metaller von Cradle Of Filth strichen vor einem Jahr die Segel, weil es aus dem Publikum Bonbons hagelte. Dass die "Kieferbrecher" genannten Zuckerklumpen gut ein Pfund wogen, ging im medialen Gelächter unter. Wenige Monate zuvor floh Anette Olzon, Sängerin der auch nicht gerade zartbesaiteten finnischen Band Nightwish, unter Tränen von der Bühne, weil ihr "etwas ins Auge" gekommen war - angeblich Raucheffekte. Die Rufe der Fans nach Olzons Vorgängerin Tarja Turunen sollen keine Rolle gespielt haben.

Empfindlich sind sie geworden, die Rocker. Zumindest im Vergleich mit dem alten Ozzy. Ein Jahr nach der Taubennummer bewarf ein Konzertbesucher den "Madman" mit einer Fledermaus. Und Ozzy, im falschen Glauben eines Spielzeugs, biss erneut beherzt zu. Nach einem kurzen Schock folgte er aber einer Devise, die heute scheinbar in Vergessenheit geraten ist: Mund abwischen, weitermachen.