Traditioneller Geburtstag auf der Stadtparkbühne: Wenn Ina Müller singt und Platt schnackt, wird der Hamburger Stadtpark zum großen Dorf.

Hamburg. In Köhlen wären ihre zwölf Zentimeter hohen Stilettos sicher ein No-go gewesen. Nicht nur vom Stil, sondern weil niemand mit solchen schmalen Absätzen auf Kopfsteinpflaster laufen kann. Nicht mal Ina Müller. Und die ist schon ziemlich gut auf High Heels, aber der Stadtpark ist nicht Köhlen, das ist eine wichtige Erkenntnis dieses Abends. Köhlen ist das Dorf unweit von Bremerhaven, in dem Ina Müller geboren wurde ("Sturzgeburt im Haus, damit Mama nachmittags wieder melken konnte") und aufgewachsen ist, auf einem Bauernhof mit 30 Kühen, und wenn man genau ist, dann muss man sagen, dass Ina Müller gar nicht von Köhlen spricht, sondern nur von ihrem "Dörp" - es ist der Dreh- und Angelpunkt ihrer aktuellen Show.

Mit dem Programm "Ina Müller singt und schnackt op platt" kehrt die Entertainerin damit zu ihren Wurzeln zurück. Denn die liegen nicht nur im "Dörp", sondern auch auf norddeutschen Kleinkunstbühnen, über die Ina Müller tingelte, bevor sie mit den lebensklugen Popsongs ihrer Alben "Weiblich, ledig, 40" (2006) und "Liebe macht taub" (2008) bekannt wurde.

Es ist das Leben auf dem Dorf, das sie geprägt hat, und die intimen Abende auf den Bühnen der Provinz hat sie jetzt zu einer großen Show aufgemotzt. Das funktioniert. Auch mit 5000 Zuhörern. Diese großartige Künstlerin ist einfach immer bei sich selbst.

Vielleicht rührt ihre riesige Popularität daher, dass sie in ihren Dorfgeschichten ein anderes, ein altmodisches Wertesystem schildert. Darin kennt man noch seine Nachbarn und hilft sich gegenseitig. "Ich gehöre zur Generation Hausschlachtung", sagt sie und schildert in allen Details, was nach einer Schlachtung alles so in die Grütze wandert. Lecker, mag so mancher Zuhörer gedacht haben, der gerade an einer Thüringer knabberte. An ihrem Geburtstag, den sie traditionell auf der Stadtparkbühne feiert, ist Ina Müller gewohnt schlagfertig, die Gags witzig bis zotig, die plattdeutschen Songs ein Genuss. Und etwas Glamour hat sie zum 45. Geburtstag auch mitgebracht: silbrig glänzende Stilettos mit Absätzen so gefährlich wie ein Bolzenschussgerät.