Hamburg. Um es gleich vorweg zu nehmen: Vom "einzig wahren Popstar in Deutschland", wie die Medien fortwährend behaupten, war bei Jens Friebe nicht viel zu spüren. Ein neues Buch von ihm gibt es leider auch nicht, nicht mal einen Entwurf - entgegen der vollmundigen Ankündigungen. Und Linus Volkmann war mehr als bloßer Sidekick. Aber zunächst ganz unpopulär ein kleiner Mitschnitt des Abends.

Auf der Dachterrasse des Uebel & Gefährlich (später wegen fröstelnder Anwesenden in den Innenräumen) lasen die beiden "Intro"-Redakteure von einem kleinen (zwei Quadratmeter!) Podium aus ihren Werken. Sie wirkten eingespielt, als hätten sie nie etwas anderes getan. Haben sie in den letzten zehn Jahren wahrscheinlich auch nicht.

Neben pointiert-witzigen Passagen aus dem gerade erschienenen Buch "Endlich natürlich" lockerte Volkmann die Abendgesellschaft der Twenty-Thirty-Somethings treffsicher mit sarkastischen Bemerkungen zu Erlebnissen ihrer Lesetour auf. Friebe gab neben einem populärtheologischen, alkoholaffinen Text aus den "Saturday Night Geschichten" einige Kapitel seiner inzwischen kultigen "52 Wochenenden" zum Besten - und da sitzt wirklich jeder Satz von scharfsinnigen, spitzzüngigen Beobachtungen der Indie-Pop-Szene und darüber hinaus. In der Neuauflage wurde der Text mit einem Fußnoten-Apparat der Germanistin Jelenia Gora erweitert, die sich als Verlegenheitspseudonym, entlehnt aus der "Intro"-Redaktion, herausstellte.

Friebe kommentiert sich also ganz popliterarisch selbst, doch trotz Selbstironie und Musikbezug trat er am Sonnabend nicht als Popstar auf: keine Inszenierung, keine Arroganz, keine Allüren, kein Dandygehabe. Nächstes Mal darf es davon aber gerne wieder etwas mehr sein. Gleichwohl ein gelungener Literaturabend mit ausdrücklich empfohlener Lektüre.