Eine Glosse von Birgit Reuther

Der Mensch im digitalen Zeitalter entwickelt zum Teil eine sehr enge Bindung zum technischen Gerät. Das ist mittlerweile Allgemeinwissen, vielfach beschrieben und analysiert. Spürbar wird diese fein justierte Beziehung jedoch erst im akuten Einzelfall.

Es geschah beim SMS-Schreiben. Von einer Sekunde auf die nächste ging nichts mehr. Akku rein, Akku raus. Nichts. Einen Tag später im Reparaturgeschäft fühlte ich mich plötzlich wieder wie zwölf, als ich mit meinem Meerschweinchen Peggy zum Tierarzt musste. Auch damals zuckte der kleine Liebling bei Berührung nur noch kurz und apathisch. Ansonsten: nichts. Dabei wollte ich doch nur, dass es wieder munter fiepst, piept, lebt und kommuniziert.

Und als ich gerade im Wartezimmer, äh, der -schlange darüber nachdachte, ob es nun despektierlich ist, ein Tier mit einem Telefon zu vergleichen, wurde ich Zeuge folgender Ansprache. Ältere rüstige Kundin in besorgtem Tonfall: "Ich hatte angerufen wegen meines Motorolas. Ich mag das wirklich gern, deswegen würde ich es gerne behalten." Es sei nur eine kleine Sache. "Sonst fehlt ihm nichts." Wirklich. O-Ton: Sonst fehlt ihm nichts. Noch Fragen? Tierärzte, ihr könnt einpacken!

Bei meinem Handy wurde ein Software-Schaden diagnostiziert. Bei Peggy war es ein Infekt. Das Handy liegt nun in der Werkstatt, Peggy im Garten. Ich habe vorübergehend ein altes Modell aus der Schublade geholt. Es piept. Auf Peggy folgten die Nymphensittiche Coco und Cora. Die piepten noch lauter. Meinem Handy werde ich trotzdem keinen Namen geben. Wenn es denn gesund zurückkehrt.