Ina Müller, Frau des Volkes und Konsenshamburgerin, tritt am 25. Juli im Stadtpark auf - das Konzert ist wie gewohnt längst ausverkauft.

Der Internetnutzer mit dem vielsagenden Namen "KreuzbergPlayaz" findet eine einfache Formel für Ina Müller. "die frau sieht geil aus für ihr alter...das wars aber auch schon", schreibt der Ästhet und Frauenkenner auf dem Clipportal YouTube. Okay, ooooookay-ii. Wir ziehen den letzten Laut wissend nach oben und konzedieren: Die Müller sieht wirklich zumindest nicht ungeil aus. Schönheit ist ein gar willkommener Gast! Immer schon und immer wieder.

Die Blonde von der Nordsee auf ihre optischen Reize zu reduzieren ist ein Ausfluss machistischer Präpotenz, zum einen. Zum anderen werden nicht nur aufrechte Frauen, Emanzen und Alice-Schwarzer-Fans die Zähne fletschen, sondern die große Masse der Konsenshamburger.

Konsenshamburger - was'n das? Eine statistische Größe, die sich gegen wenig Widerstände Zugang zum Kopf überheblicher Essayschreiber verschafft. Dort breitet sie sich als ziemlich zäher und undurchlässiger Klumpen aus, der aufs Gemüt schlägt. Man will da nicht dazugehören und dürstet nach Distinktionsgewinn, und wie leicht der verbucht werden kann!

Man muss einfach, anders als der Konsenshamburger, nicht zum HSV, nicht auf den Dom, nicht zum Alstervergnügen, nicht zur Strandperle gehen, nicht um die Alster joggen. Man darf kein Holsten trinken. Man muss, anders als der Konsens-Hamburger, zu Hause bleiben, wenn Lotto King Karl, der eigentlich kein König, sondern ein Hofnarr ist, oder Ina Müller konzertieren.

Auftritte von Lotto King Karl und Ina Müller sind grundsätzlich ausverkauft. Auch gerne mal an drei aufeinanderfolgenden Abenden. Zu Ina gehen, das ist das Grundrecht des Konsens-Hamburgers, der die Ina, die ehemalige Apothekerin, quasi als Familienangehörige betrachtet. Man sagt so schön: Sie gehört zum Inventar Hamburgs, dabei hat Ina Müller eine Sache mal richtig richtig gemacht: Sie lebte einst auch in der wundervollen Kleinstadt Bremen. Leider ist sie Fan von Bayern München, nicht weitersagen!

Die Hanseaten werden's ihr verzeihen, es ist die einzige Exravaganz, die sie sich gönnt. Sie ist durch und durch Norddeutsche. Ina ist hanseatischer Mainstream. Sie singt locker aus dem Ärmel geschüttelte Schlager, Melanie von nebenan sagt: Hits. Okay, Melanie. Die Band von Ina Müller ist leicht bieder, aber sympathisch. Inas Lieder tun niemandem weh, sie sind affirmative Beschreibungen dessen, wie's nun mal so ist, wenn man "Brigitte" liest, "Mark" (Songtitel) hinterhertrauert, sich, in melancholischen Momenten, die "Drei Männer her" sind, nach Sylt zurücksehnt und überhaupt "Lieber Orangenhaut" hat als überraschende Ideen. Ina Müller ist eine Vollverpflegerin: Man kann ihre CDs hören, Musik und Kabarett, und sich an der Erbauungslyrik der optimistischen Texte hochziehen.

Abends kann man im Norddeutschen Rundfunk in der Sendung "Inas Norden" sehen, was Inas ureigener Auftrag ist, dem sie durchaus ironisch nachgeht: norddeutsch sein. Das ist bekanntlich eine sehr dröge Angelegenheit (wir Süddeutsche haben nun mal mehr Esprit und unbedingt auch den besseren Sprit, das vertiefen wir hier nicht), aber die Folklore der müllerschen Besuche auf dem Darß, auf Borkum, an, auf und in der Müritz ist für Lokalpatrioten und zugezogene Ethnologen doch sehr unterhaltsam. Ina singt bisweilen op Platt, und wahrscheinlich gibt es viele männliche Hamburger, die in sie verliebt sind. "Weiblich, ledig, 40" heißt ihr bekanntestes Programm. What you see is what you get: Hamburgs blondeste Bespaßerin, Heldin der Populärkultur, gegen die niemand was haben kann, "das wars aber auch schon", sagt "KreuzbergPlayaz".

Ina Müller So 25.7., 19.00, Stadtpark (S Alte Wöhr); Saarlandstraße/Jahnring, ausverkauft!; Infos im Internet: www.inamueller.de