Statt zu den Salzburger Festspielen zu fahren, sollte man lieber ein Buch von Philip Roth in die Hand nehmen. Diese Lektüre lohnt sich wirklich

Wenn's vom Domplatz "Jedermann" echot, wenn man die Mozartkugeln gekauft und sich ins Dirndl gezwängt hat, dann ist wieder Salzburger Festspielzeit. Hofmannsthals Stück vom Leben und Sterben des reichen Mannes wird von Sonntag an im 90. Jahr auf dem Domplatz gegeben (bei Schnürlregen im Innenraum) und hat die Festspiele weltweit bekannt gemacht. Warum weiß man allerdings nicht. Wer's auch nur einmal gesehen hat, den graust's vor diesem Kaspertheater für Erwachsene. Der Text ist (gewöhnungsbe)dürftig, das Spiel hölzern. Was soll man da auch spielen? Die Buhlschaft braucht viel Holz vor der Hüttn, Jedermann und Teufel übertreffen sich an Virilität und wenn Mammon aus der Geldtruhe plumpst, hat man eine neue Krötengattung vor Augen. Theater ist was anderes. Doch die auf der Holztribüne zuschauenden Amerikaner, die knipsenden Japaner haben ihre helle Freude an den simplen Darstellungen, die sich jedem Kind erschließen.

Wie viel schöner ist es da, sich in aller Stille einem Roman mit gleichem Titel zu widmen, der all das hat, was die Fantasie anregt. Philip Roths "Jedermann", die Geschichte eines alternden Helden, der sich von seiner Familie getrennt hat, weil er glaubte, noch mal verliebt zu sein und dem nun ständig der Tod begegnet. Ein knappes Buch in dem so vieles steht. Was es bedeutet zu leben, moralisch Verantwortung zu übernehmen oder sich über den Tod zu empören beispielsweise.

Philip Roth: "Jedermann", Hanser Verlag, 176 S., 17,90 Euro